Webportale:Wie junge Eltern in München nicht den Überblick verlieren

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Fabian Krenzler (Mitte), seine Mitarbeiter Miriam Speckan und Sven Hubert mit ihren Kindern auf einem Spielplatz in Neuhausen. (Foto: oh)

Mit Kindern ändert sich das ganze Leben. Zahlreiche Webportale helfen, geeignete Cafés und Freizeitaktivitäten mit den Kleinen zu finden.

Von Barbara Hordych

Mit der Geburt eines Kindes kommen auf die Eltern neben den Glücksgefühlen und den erwartbaren Umstellungen oft noch ganz unerwartete Herausforderungen zu: Wer vorher gerne Extremsportarten ausübte oder schwierige Wanderungen absolvierte, fragt sich auf einmal, welche Touren sich auch mit Kinderwagen bewältigen lassen.

Wer früher gerne die angesagtesten Restaurants und Lokalitäten aufsuchte, muss auf einmal feststellen, dass er dort mit weinendem Baby kein gern gesehener Gast mehr ist - und betrachtet das zuvor achtlos verschmähte Café mit wuseligem Innen- oder Außenspielbereich in der direkten Nachbarschaft plötzlich mit ganz anderen Augen. Und selbst die umtriebigste Fashionista, die früher von Saison zu Saison willig jedem Modetrend folgte, mag verzweifeln ob des in rasender Schnelligkeit wachsenden Kleinkinds, das alle drei Monate neue Anschaffungen nötig macht.

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Für Antworten auf diese und andere Fragen musste man sich vor zwanzig Jahren in Eltern-Kind-Einrichtungen noch recht mühsam durch Berge von Flyern und Broschüren wühlen und die Informationen von erfahreneren Eltern in diversen Krabbelgruppen via Flüsterpost einholen. Oder aber sie schlichtweg selber erlaufen und ausprobieren - Rückschläge inbegriffen. Das hat sich in den vergangenen Jahren durch das Internet grundlegend geändert.

Familien- und Freizeitportale wie "Kimapa" und "Isarmami", "Outdoorzwerge" oder "Pomki" versprechen Hilfestellung bei allen Fragen, die das Leben mit Kind nun mal so aufwirft. Hinter www.kimapa.de stehen etwa die beiden Mütter Isabella Pfaller und Layla Bashi-Müller mit zwei beziehungsweise drei Kindern, die sich 2008 in einer Krabbelgruppe im Münchner Osten kennenlernten. Auf ihrer Internetseite versammeln die Freizeitspezialistinnen neben Ideen zu Kindergeburtstagen und Veranstaltungshinweisen rund 1200 Tipps zu familienfreundlichen Ausflugszielen in München und Bayern.

Beispielsweise zu den drei "Beerencafés" unter freiem Himmel in Lochhausen, Johanneskirchen und Feldmoching, wo Kinder zwischen Heuballen oder in einem Maisfeldlabyrinth spielen und gemeinsam mit den Eltern Beerendatschi schlemmen können. Ganz ähnlich empfiehlt auch die 28-jährige zweifache Mutter Melanie Falter auf ihrer Webseite www.isar-mami.de Freizeitaktivitäten mit Kindern in München und Umgebung - offeriert nebenbei aber auch familienerprobte Koch- und Häkelrezepte.

Die Outdoor-Zwerge wiederum haben sich auf www.outdoor-zwerge.com auf die Beschreibung familienfreundlicher Wanderungen in den Münchner Hausbergen spezialisiert, darunter auch solche, die bequem mit Kinderwagen bewältigt werden können. Nach einem anderen Konzept verfährt das offizielle städtische Kinderportal Pomki.de, auf dem es erfreulicherweise keine Werbung gibt. Neben einem Redaktionsteam, das familienrelevante Veranstaltungen vorstellt, ist auch ein Kinderreporterteam tätig, das die Angebote aus seiner eigenen Perspektive beschreibt.

Und seit März dieses Jahres ist nach eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit unter www.kinder-portal.de eine neue Seite für Münchner Familien am Start, die Gründer und Geschäftsführer Fabian Krenzler als "Informationsdrehscheibe" von Eltern für Eltern versteht. Der "Grundauslöser" war - wie bei anderen vergleichbaren Anbietern - die Geburt des eigenen Kindes. Im Fall von Fabian Krenzler ist es der heute zweieinhalbjährige Sohn Theo. "Ich bin meine eigene Zielgruppe", sagt der 38-jährige Multi-Media-Producer aus Freiburg, der 2009 eine Firma an der Nymphenburger Straße gründete. Dort berät er Kunden bei der Erstellung von Websites.

Sein diesbezügliches Know-how lässt er auch in sein nebenberuflich betriebenes Hobby www.kinder-portal.de einfließen. Der Bedarf ist da, sagt Krenzler, etwa 2000 Nutzer seien es im Monat, Tendenz steigend. "50 Euro kostet ein Eintrag bei uns - mir reicht es, wenn es irgendwann kostendeckend läuft", sagt Krenzler. Momentan hält das Portal mehr als 2 500 Adressen, Tipps und redaktionelle Beiträge für Münchner Familien bereit, "idealerweise soll dort alles versammelt sein zu Fragen rund um das Leben mit einem Kind, von der Schwangerschaft bis zur Einschulung", erklärt Krenzler.

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Informationen, die ihm und seiner Lebensgefährtin Brigitte seinerzeit gefehlt hätten, als sie kurz nach der Geburt ihres Sohnes mit der Anmeldeodyssee durch sieben städtische und zehn private Kitas begannen - mit negativem Ergebnis. "Der rettende Tipp kam damals durch Bekannte, die wir zufällig auf einer Hochzeit trafen: Die erzählten uns, dass sie ihre beiden Kinder in einer privaten Einrichtung hätten", erinnert sich Krenzler.

Das Beste daran: Sie war auch noch ganz in der Nähe, in ihrem direkten Wohn- und Arbeitsumfeld Neuhausen. Zwar gebe es mittlerweile den städtischen Kita-Finder, "doch dort sind städtische oder städtisch geförderte, aber nicht alle privaten Einrichtungen aufgelistet".

Im Zentrum des neuen Portals steht denn auch der Aspekt der Nähe: "Jeder, der ein Leben mit Kleinkind führt, merkt, wie sein Radius sich plötzlich auf seine unmittelbare Umgebung reduziert. Wer will schon mit einem schreienden Baby zu einem Arzt auf der anderen Seite der Stadt fahren?" Gibt man also seinen Wohnort ein, erhält man sofort einen Überblick: Welche Hebammen, Kinderärzte und Kitas gibt es in meinem Umfeld?

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Aber auch: Welches Café, welcher Second-Hand-Laden befindet sich dort? Zur weitergehenden Orientierung dienen derzeit 200 redaktionell bearbeitete Einträge von Krenzler und seiner Mitarbeiterin Miriam Speckan. Entweder sind es Orte, die sie mit ihren Kindern selbst entdeckt haben, oder aber Tipps anderer Eltern, die sie ausprobiert haben.

Aber wie ist das mit den guten Geheimtipps, die irgendwann keine mehr sind, wenn man sie allen zugänglich macht? Krenzler lacht. "Vor Kurzem hörte ich, dass die Mitarbeiter der Firma, mit der wir uns hier die Räumlichkeiten teilen, zusammen Eis essen gehen wollten. Bei Sarcletti. Dabei macht ein Bäcker in der Nähe ganz fantastisches und noch preiswerteres Eis selber. Da schoss es mir kurz durch den Kopf, ob das so bleibt, wenn ich ihn allen weiterempfehle." Aber dann habe er den Tipp natürlich doch weitergegeben.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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