Waffen:46 000 legale Schusswaffen sind in München im Umlauf

Mehr Kleine Waffenscheine in Sachsen - Wirkungen auf Waffenverkau

In München gibt es viele Tausend Waffenbesitzer.

(Foto: dpa)
  • In der Folge des Amoklaufs von Winnenden im Jahr 2009 wurden die Waffengesetze in Deutschland verschärft.
  • Seither hat sich die Zahl der Waffenbesitzer in München etwa halbiert.
  • Mehr als 46 000 registrierte Gewehre, Revolver und Pistolen sind derzeit in der Stadt im Umlauf.

Von Thomas Schmidt

Die Münchner rüsten ab. In der Stadt gibt es heute deutlich weniger Pistolen, Revolver und Gewehre als noch vor ein paar Jahren. Zumindest gilt das für den legalen Privatbesitz von scharfen Schusswaffen, also für jenen Bereich, den die Behörden statistisch im Nationalen Waffenregister erfassen: Seit dem verheerenden Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009, bei dem der 17-jährige Sohn eines Sportschützen 15 Menschen erschoss und anschließend sich selbst, hat sich die Zahl der Waffenbesitzer in München etwa halbiert.

Wie Alexander Stumpf vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) berichtet, gab es vor der Tat in Winnenden rund 18 000 Waffenbesitzer in der Stadt München. Heute seien es noch 9420, die insgesamt 46 117 Schusswaffen ihr Eigen nennen.

Einen entscheidenden Grund für diesen Rückgang sehen Experten in einer Anpassung des Waffengesetzes als Folge des Amoklaufs. Seither dürfen die Behörden auch ohne einen Anlass und ohne begründete Zweifel unangemeldet überprüfen, ob die gemeldeten Waffen vorschriftsgemäß aufbewahrt werden. Das KVR führt jedes Jahr etwa 500 solcher Kontrollen durch. Nach Winnenden schrieb die Behörde alle in München registrierten Waffenbesitzer an und forderte sie dazu auf, die sichere Lagerung nachzuweisen.

Viele Erben und Altbesitzer wollten sich laut Stumpf aber keine kostspieligen Spezialschränke zulegen und verkauften ihre Waffen lieber oder gaben sie im Zuge der damaligen Amnestie-Regelung freiwillig ab. Erben von Schusswaffen dürfen zwar eine Besitzkarte beantragen, müssen ihre Pistolen, Revolver und Gewehre aber von einem professionellen Büchsenmacher unschädlich machen lassen, was laut Stumpf pro Lauf 150 bis 200 Euro kostet. Der KVR-Experte rechnet daher auch in Zukunft "mit einem leichten Rückgang der Zahl der Waffenbesitzer".

Wenn der Kontrolleur überraschend vor der Tür des Waffenbesitzers auftaucht, hat er im Schnitt bei jedem fünften etwas zu beanstanden, berichtet Stumpf. Mal sei ein Tresor nicht richtig verankert, ein andermal gebe es einen Zahlendreher bei der Erfassung der Seriennummer, manchmal sei die Waffe auch gerade zur Reparatur - alles eher Kleinigkeiten.

Immer wieder fänden die Kontrolleure aber auch Munition bei Erben, obwohl diese gar keine besitzen dürfen. Und es gebe auch wirklich gravierende Verstöße: Gewehre, die außerhalb des Tresors gelagert werden, Pistolen, die für Kinder frei zugänglich sind. Oder schlicht illegale, nicht registrierte Waffen. Im vergangenen Jahr stellte das KVR bei Kontrollen immerhin 16 Lang- und 29 Kurzwaffen sicher.

Im Zuge der jüngsten Reform des Waffengesetzes im Sommer dieses Jahres wurde wieder eine Amnestie-Regelung erlassen, bei der Besitzer nicht angemeldete Waffen straffrei abgeben können. Doch laut Stumpf hat bislang niemand auch nur eine einzige Patrone beim KVR abgeliefert. Zum Vergleich: Als die Behörde nach Winnenden auf die Waffenbesitzer zuging, wurden 127 illegale Schusswaffen abgeliefert.

Abgegebene Waffen werden eingeschmolzen

Von ihren legalen, registrierten Schusswaffen trennen sich die Münchner hingegen regelmäßig. Meist werden sie von Erben abgegeben, die beispielsweise das Jagdgewehr des Großvaters nicht länger im Schrank wissen wollen. Im vergangenen Jahr zog das KVR 159 solcher Waffen ein, in diesem Jahr waren es bisher 90.

Ausnahmslos alle Schießeisen, die freiwillig bei der Stadt abgegeben werden, landen beim Landeskriminalamt (LKA). Dort werden sie in ihre Einzelteile zerlegt, in einer Metallkiste eingeschweißt und dann in einem Hochofen eingeschmolzen. Wird eine Waffe von der Behörde sichergestellt, darf der ehemalige Besitzer innerhalb einer gewissen Frist noch versuchen, sie - legal - an einen Händler zu verkaufen, erklärt Stumpf. Juristisch werde nämlich nur der Besitz, aber nicht das Eigentum entzogen. Findet sich jedoch kein Käufer, dann endet auch diese Waffe im Hochofen. Im vergangenen Jahr ließ das bayerische LKA 20,5 Tonnen Waffenstahl einschmelzen und 5,9 Tonnen Munition vernichten.

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