Viertel-Stunde:Start in die Spielsaison

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Viel Vergnügen: Das Spielfest findet im Hirschgarten statt. (Foto: Schellnegger)

Der Hirschgarten hat eine königliche Vergangenheit und heute das Revier der Freizeitsportler und Biergartengäste. Vom Sonntag aber übernehmen die Kinder die große Wiese am Wasserspielplatz

Kolumne von Jerzy Sobotta

In saftigem Grün präsentiert sich der Frühling dieser Tage im Hirschgarten. Unter dem Schattenspiel der blühenden Kastanien genießt das Stadtvolk seine freien Stunden. Wie eh und je geht es seinen sportlichen Betätigungen nach: Hundebesitzer hecheln ihren vierbeinigen Lieblingen bei der Eichhörnchenjagd hinterher, Büroangestellte lassen sich in hautengem Fitnessschick von ihren Trainern einheizen. Neulich soll selbst ein Rudel junger Mütter beim Buggyfit gesichtet worden sein, wie man das Joggen mit Kind im Buggy neuerdings nennt.

Am Sonntag aber müssen sie alle von der großen Wiese am Wasserspielplatz weichen, denn da übernehmen die Kinder den Park. Das Netzwerk Spiellandschaft Stadt feiert Saisoneröffnung und fährt ab 14 Uhr mit Labyrinth, Kletterturm, Wellenrutsche und solarbetriebener Carrerabahn auf. Es wird dann auch Stadtpläne zu kaufen geben, die in Exkursionen und monatelanger Kleinarbeit von Kindern selbst zusammengetragen wurden. "Unser Forscherbüro stand auch mal im Hirschgarten", erzählt Evelyn Knecht, die Leiterin der Spiellandschaft. Mit Audiorekordern und Fotoapparaten erkundeten hunderte Kinder über zwei Jahre lang Spielplätze, Denkmäler und Parks in Neuhausen - immer mit Blick darauf, was Kindern Spaß macht.

Dass es im Hirschgarten die beste Rodelbahn der Gegend gibt, wussten sie selbst. Aber sie fanden außerdem heraus, dass Bayerns Herrscher hier Mitte des 18. Jahrhunderts erst Hopfen angebaut und sich dann an der Seidenraupenzucht versucht hatten. Weil die ganze Unternehmung nicht rentabel war, beschloss Kurfürst Karl Theodor 1780, einen Tiergarten mit hundert Hirschen anzulegen. Der 40 Hektar große Park wurde im Geiste der Aufklärung für das Volk geöffnet. Es konnte schon damals seinem Lieblingssport nachgehen, denn nur einige Jahre darauf entstand der Jägerhof, ein Vorläufer des heutigen Biergartens. Der ist mit 8000 Plätzen angeblich einer der größten der Welt. Am Sonntag wird bestimmt auch dort trainiert - beim Masskrugstemmen am Biertisch. Für die Kleinen gibt's Limonade.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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