Viertel-Stunde:Kämpfer für die Freiheit

Lesezeit: 2 min

In voller Montur: Costa Bozzaris diente auch unter König Otto I. (Foto: Wikipedia)

Harlachings Verbundenheit mit Griechenland reicht weit zurück - noch heute erinnert eine Straße an Costa Bozzaris

Von Berthold Neff

Griechenland, mein Griechenland, mein liebes Griechenland. Das waren, so berichten es die Zeitzeugen, die letzten Worte von König Otto, dessen Geburtstag sich am 1. Juni zum 200. Mal jährt und der mit 17 Jahren zum König von Griechenland gekrönt wurde. In Harlaching, zwischen Griechen- und Athener Platz, erinnern etliche Straßen an dieses Kapitel in der Geschichte der Wittelsbacher. Die Naupliastraße ist nach jener Stadt auf dem Peloponnes benannt, die damals die Hauptstadt des vom Türkenjoch befreiten Griechenlands war, und wo König Otto am 6. Februar 1833 eintraf. Von der Nauplia- zweigt die Bozzarisstraße ab, die bis zum Perlacher Forst führt.

Costa Bozzaris, der hier geehrt wird, hat dazu beigetragen, dass der König noch auf dem Sterbebett von Griechenland schwärmte. Bozzaris gehörte jener dreiköpfigen Delegation aus Griechenland an, die im Oktober 1832 zu König Ludwig I. nach München kam, um seinem noch minderjährigen Sohn die Krone anzubieten - die dieser dann 30 Jahre trug. Bozzaris, der in seiner Landestracht nach München gekommen war, galt den Griechen als Held, weil er im Freiheitskampf sein Leben aufs Spiel gesetzt und maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass sein Land die Unabhängigkeit erlangte.

Er wurde 1792 im Epirus geboren und wuchs zusammen mit seinem berühmteren, vier Jahre älteren Bruder Marko (nach ihm ist die Rue Botzaris samt Métro-Station in Paris benannt) in der kriegerischen Gemeinschaft der Soulioten auf, die sich mit den osmanischen Besatzern heftige Scharmützel lieferte.

Die beiden Bozzaris-Brüder zeichneten sich während der Griechischen Revolution in der Befreiungsarmee aus. In der Nacht des 21. August 1823 gehörten die Brüder zu einem kleinen Trupp von Sulioten, der es mit den zahlenmäßig überlegenen Türken aufnahm und die Stadt Karpenisi eroberte. Marko starb bei diesem Kampf den Heldentod, Gemälde zeigen seine letzte Stunde, in Balladen erinnert das Volk bis heute an seinen Kampf, sogar eine Oper wurde ihm zu Ehren komponiert.

Ernst Münch schildert das Geschehen kurz darauf im 1834 erschienenen fünften Band seiner "Allgemeinen Geschichte der neuesten Zeit", so: "Die Sulioten, wuthentbrannt über den Tod ihres Führers und angeführt durch dessen Bruder, Costas Bozzaris, stürzten wie Löwen auf die Türken, welche Geschütz und Gepäck zurückließen und nach allen Richtungen flohen." Begraben wurde Marko in Mesolonghi, jener Stadt, die den Türken lange Widerstand leistete und drei Jahre später, im April 1826, doch unterging und so für die Griechen und die Philhellenen zum Mythos wurde.

Costa trat an seine Stelle, diente in der griechischen Armee auch unter Otto I. und wirkte später als Senator. Er starb, hoch angesehen, am 13. November 1853 in Athen. Neun Jahre später war Ottos Regentschaft zu Ende, er floh ins Exil, nach Deutschland, und sprach hier mit seiner Frau Amalie jeden Abend Griechisch.

München ehrte den Mann, der mitgewirkt hat, Otto nach Griechenland zu holen, 1918 damit, dass eine Straße in Harlaching nach ihm benannt wurde. Und seine Nichte Katerina Rosa Botsari, die Tochter seines Bruders Marko, glänzt bis heute in Schloss Nymphenburg - ihr wunderschönes Porträt ist in Ludwigs Schönheitengalerie zu bewundern.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: