Viertel-Stunde:Die Pracht der Rosen

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Vom Glück, an einem blühenden, duftenden Rückzugsort zu arbeiten

Von Renate Winkler-Schlang

Eine Joggerin dreht ihre Runde, ein Paar mit Walkingstöcken kommt vorbei. Das Gras ist noch feucht. Vögel krächzen. Aus der Ferne rauscht der Berufsverkehr, die drei weißen Schornsteine des Heizkraftwerks Süd spitzen über die Bäume - und dennoch ist der Rosengarten an der Sachsenstraße in Giesing eine Oase, ein blühender, duftender Rückzugsort. Wie Urlaub.

Peter Schlinsog ist der Herr über diese Pracht. Der "Sachgebietsleiter Baumschulen" im Baureferat ist mit 42 Mitarbeitern für insgesamt 60 Hektar Produktionsflächen an mehreren Standorten verantwortlich, wo der grüne Nachschub für Grünanlagen, Schulen, Kitas oder Straßenränder wächst. Er kommt meist nur einmal die Woche, doch der Rosengarten ist auch für ihn ein besonderer Platz. Das wird deutlich bei seinen Führungen, stets gut besucht, mitunter von Rosen-Freaks, die Fachfragen stellen über Züchtung oder Krankheiten.

Er streicht zart über die feine Blüte einer Sweet Pretty: Kein Prädikat habe diese Sorte, "aber total hübsch. Die Staubgefäße haben eine tolle Farbe", schwärmt der Experte, der auch privat viel in seinem Garten arbeitet. Auch die Isarperle hat es ihm angetan, vor allem ihr Duft. Viele der hier Dargebotenen haben Namen mit Ortsbezug: Bayernland, Gruß aus Bayern, Münchner Kindl.

8500 Rosenstöcke aus 230 Sorten auf 4500 Quadratmetern: Strauchrosen, Beetrosen, Zwergrosen, Kletterrosen, derzeit begleitet von herbstlichen Stauden wie Sonnenhut, Fetthenne, Lampenputzergras, Frauenmantel. Schön ist es hier. Im Rosengarten wachsen robuste Pflanzen für städtische Beete. Er dient aber auch als Ideenspender für Gartenfreunde und als eine Art Labor, in dem Schlinsog sehen kann, welche Sorten dem Klimawandel gut standhalten. Eine seiner Mitarbeiterinnen kümmert sich in Vollzeit um alles und gibt Passanten gerne Tipps. Schlinsog liebt seinen Job: "Ein Gärtner ist immer glücklich", sagt der Gartenbauingenieur, der auch eine Gärtnerlehre absolviert hat. Und er ist stolz auf "seine" Rosen hier. Er überlegt kurz: "Die Königin der Blumen", das sei die Rose für ihn aber dennoch nicht.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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