Viertel-Stunde:Aufrecht und streitbar

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Ein Tierschützer der ersten Stunde: Ignaz Perner. (Foto: oh)

Ignaz Perner ist früh ein gemachter Mann. Schon mit 37 Jahren zieht er sich ins Privatleben zurück - und widmet sich fortan dem Tierschutz

Von Berthold Neff

Es ist kein weiter Weg von Ebersberg nach München - außer, man wird als zehntes von elf Kindern eines Gerichtsdieners geboren und will was Höheres werden, Rechtsanwalt oder gar Hofrat. Ignaz Perner hat das geschafft. Eine Straße in Nymphenburg wurde nach ihm benannt, das Münchner Tierheim trägt seinen Namen. Wer war dieser Mann?

"Von armen Eltern am Land geboren, hatte ich von Jugend auf mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen", sollte er später schreiben. Aber er war ein heller Kopf. Mit elf Jahren wurde er ins Wilhelmsgymnasium nach München geschickt. 1812, als Napoleon in Moskau einzieht, nimmt Ignaz Perner an der Universität Landshut sein Studium auf, Jura und Philosophie. Er steigt sofort in eine Verbindung ein, ist aufmüpfig und kommt zwei Mal für je 24 Stunden in Polizeiarrest. Schließlich wird er mit ein paar anderen sogar der Universität verwiesen, weil man annimmt, ihre Verbindung sei eine Geheimgesellschaft wie etwa die Freimaurer. Der Doktorhut, den er durch die Lösung einer Preisfrage schon sicher hatte, wurde ihm wieder weggenommen. 1817, als sich Studenten aus Protest gegen das reaktionäre politische System zum Wartburgfest in Eisenach treffen, holt er sich die Doktorwürde dann doch, mit Auszeichnung.

Er tritt in den Staatsdienst ein, macht Karriere. 1823 kommt er nach München, wohnt an der Kaufingerstraße, seinem Kanzleisitz. Er muss gut verdient haben, denn 1833 schon, mit 37 Jahren, zieht er sich ins Privatleben zurück, mit dem Titel eines Hofrats ausgezeichnet. Er reist durch ganz Europa und widmet sich dann jener Sache, die ihm später Berühmtheit einträgt: dem Tierschutz. Am 10. März 1842 gründet er den "Münchner Verein gegen Tierquälerei", gewinnt Adlige und gewöhnliche Bürger als Mitglieder. In unzähligen Streitschriften setzt er sich für den Tierschutz ein und versucht nachzuweisen, dass die Rohheit der Menschen untereinander auf ihrer Rohheit gegenüber Tieren fußt.

Anfang 1852 erhält er für seine Verdienste um den Tierschutz von König Maximilian II. Joseph den Verdienstorden vom Heiligen Michael. Fünfzehn Jahre später stirbt er in seiner Wohnung am Gärtnerplatz, er wurde 71 Jahre alt. Im eigenen Lande, in München, galt der Prophet damals wenig. Das ließ er den Magistrat in seinem Testament spüren. Augsburg, Memmingen, Wien, Stuttgart und Karlsruhe bedachte er für ihre Tierschutzarbeit mit je 200 Gulden, den Münchner Magistrat, der ihm "große Hindernisse in den Weg legte", speiste er mit deren drei ab. Kein Wunder, dass die Stadt das Erbe übellaunig ausschlug.

So gesehen sollte Ignaz Perner dankbar sein, dass seine Straße eine noble Adresse ist und in der Nähe von Schloss Nymphenburg liegt - nicht im Schlachthofviertel.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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