Verkehrsprobleme:Pannen, Stau und Parkplatzsuche

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Zur Bauma steht der Verkehr in München oft still. Die Verkehrsleitzentrale versucht gegenzusteuern, aber am Samstag ist ganz besonderer Einsatz gefordert.

Von Marco Völklein

Alle halbe Stunde wird Karin Volk laut. Die Kollegen um sie herum verstummen dann kurz und Volk ruft vier Zahlen in den Raum. "11 840 Fahrzeuge bis jetzt", meldet sie am Freitagvormittag um 10 Uhr in die Runde. "Dazu 283 Busse." Dann nennt sie noch die Vergleichszahlen vom Vortag. 10 960 Autos waren es da. Und lediglich 144 Busse. "Jetzt sind alle auf dem gleichen Wissensstand", sagt Frank Pastior, der Leiter der Verkehrssteuerung bei der Münchner Messe München. Und so können nun alle weiterarbeiten mit dem aktualisierten Wissen.

In einem Besprechungsraum direkt am Messeparkhaus West haben Pastior und seine Kollegen ihren Leitstand. Von hier aus wird bei Großmessen der Verkehr rund um das Ausstellungsgelände gesteuert. Vertreter der Autobahnpolizei und der Münchner Polizei sitzen hier beisammen mit Mitarbeitern der Autobahndirektion, des Kreisverwaltungsreferats, der Messe und von Autobus Oberbayern; die Firma organisiert die Shuttlebusse, die die Besucher von den angemieteten Großparkplätzen rund um das Areal zur Messe bringen. Auf insgesamt neun Monitoren laufen die Informationen ein: Überwachungskameras zeigen den Verkehr auf den Autobahnen und Zufahrtsstraßen, auf einer Tabelle ist zu sehen, welche Parkhäuser noch offen sind und wo der Platz bereits eng wird. Ständig telefoniert irgendjemand mit einem Mitarbeiter draußen auf den Straßen. Ein anderer steuert per Funk die insgesamt neun Lautsprecherwagen, mit denen Mitarbeiter der Messe versuchen, die Flut der Autos zu beherrschen.

Vor allem morgens muss die Blechlawine irgendwie in Bewegung bleiben

"Im Grunde", sagt Verkehrsmanager Pastior, "ist das, was wir hier tun, Mangelverwaltung." Bei Großmessen wie der Bauma, die seit Montag läuft und am Sonntag endet, reiche der Verkehrsraum eben nicht aus, um den Ansturm reibungslos abzuwickeln. Vor allem morgens bei der Anreise der Besucher und Aussteller ist am meisten Stress. Da drängt alles binnen weniger Stunden zur Messe. Pastior und die anderen in der Verkehrsleitzentrale schauen dann, dass sie die Blechkarawane irgendwie in Bewegung halten.

Auf ihren Monitoren können die Mitarbeiter der Leitstelle an der Messe sehen, wie dicht der Verkehr auf den Autobahnen und Zufahrtsstraßen ist. (Foto: Stephan Rumpf)

Am Freitagmorgen zum Beispiel lösen gleich mehrere Pannenfahrzeuge Stress bei den Verkehrssteuerern aus. Kurz hintereinander stehen Autos oder Lastwagen auf der A 99 und der A 94 auf den Seitenstreifen - was insbesondere auf der Westumfahrung zum Problem wird, weil dann dort der Seitenstreifen nicht für den Verkehr freigegeben werden kann. Die Polizisten in der Leitstelle beordern Streifenwagen zu den Havaristen, um die Fahrbahn möglichst rasch wieder freizukriegen.

Ein Funkspruch und die Kiesgrube wird zum Bauma-Parkplatz

Kurz darauf, gegen 10.30 Uhr, merkt Stefan Hofer, Mitarbeiter der Autobahndirektion Südbayern, dass der Verkehr auf der A 94 dichter wird. "Können wir die Kiesgrube aufmachen?", fragt er. "Klar", signalisiert Verkehrsmanager Pastior. Per Funk wird ein Lautsprecherwagen an die Ausfahrt Feldkirchen-West geschickt; die Anzeige über der Autobahn wird umprogrammiert: Wo eben noch der Schriftzug "no parking" prangte, steht nun "bauma parking Pkw". Hofer steuert mit einem Joystick eine der Überwachungskameras an der A 94. "Mal schauen, ob's wirkt." Und tatsächlich: Es dauert nur Sekunden und die ersten Autofahrer lenken ihre Autos an der Ausfahrt von der Autobahn; der Lautsprecherwagen lotst sie direkt zum Parkplatz an der Kiesgrube. Auf der A 94 entspannt sich die Lage.

Mehr als 530 000 Besucher drängten bei der vergangenen Bauma vor drei Jahren auf das Messegelände. Und auch wenn die Messegesellschaft mit offiziellen Zahlen noch vorsichtig ist, heuer dürften es noch einmal mehr werden. Das merken auch die Leute in der Leitstelle. "Eigentlich haben wir bereits am Mittwoch aufgehört, unsere Zahlen mit den Daten von vor drei Jahren zu vergleichen", sagt Verkehrsmanager Pastior. Bereits in den ersten Tagen hätten seine Leute jeweils 1500 bis 2000 Autos mehr pro Tag gezählt als vor drei Jahren. Und auch in der U-Bahn sei mehr los, wenngleich der Anteil der Öffentlichen am Bauma-Verkehr heuer um zwei bis drei Prozent geringer ausfalle als noch vor drei Jahren. Woran das liegt? "Ich weiß es nicht", sagt Pastior. "Vielleicht an den niedrigen Spritpreisen."

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Der Samstag ist für die Verkehrsmanager Großkampftag

Doch trotz des Ansturms, bislang jedenfalls sei der schlimmste anzunehmende Fall ausgeblieben. "Wir mussten noch nicht per Durchsage im Radio davon abraten, mit dem Auto zur Messe zu fahren", sagt Pastior. So wie es an schönen Sommertagen gerne mal am Tierpark passiert, dass die Stadt rät, mit Bussen und Bahnen anzureisen, weil alle Parkplätze belegt sind. An diesem Samstag allerdings könnte genau dies dann doch eintreten. Denn dann steht der mit Abstand besucherstärkste Tag an: Mehr als 20 000 Autos erwarten Pastior und seine Leute, außerdem mehr als 500 Reisebusse.

Zudem findet am frühen Morgen der große Flohmarkt auf der Theresienwiese statt, und am Abend spielt der FC Bayern in der Arena in Fröttmaning. "Ein Großkampftag wird das", sagt Pastior, "nicht nur für uns, auch für unsere Partner." Gefordert ist dann vor allem die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die nicht nur die Massen zur Messe, sondern in der Früh zur Theresienwiese und am Abend ins Stadion bringen muss. Den Fußballfans rät MVG-Sprecher Matthias Korte daher, möglichst die Shuttlebusse zu nutzen, die bereits von 16 Uhr an im Zehn-Minuten-Takt am S-Bahnhof Donnersbergerbrücke zur Arena starten.

Auch rund um die Messe wird es dann eng werden für die Autofahrer. Denn zwei Großparkplätze stehen dann den Bauma-Leuten nicht zur Verfügung: Zum einen benötigt das Möbelhaus Lutz in Aschheim am Samstag alle seine Stellflächen für die eigenen Kunden. Und auf der Fläche an der Trabrennbahn in Daglfing findet ein Flohmarkt statt. "Auch dort können wir am Samstag leider niemanden hinschicken", sagt Pastior. Auch wenn er und seine Leute es liebend gerne tun würden.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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