Verkehr in Laim:Wunde Stelle

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U-Bahn-Röhre an der Gotthardstraße entsteht in offener Grube

Von Andrea Schlaier, Laim

Am 24. März 1988 legte die U 5 ihren ersten offiziellen Halt an ihrer äußersten Station, dem Laimer Platz, ein. Seither ist kaum ein Jahr vergangen, bei dem während Bürgerversammlungen im Westen der Stadt nicht die Hand gehoben wurde für eine Verlängerung der U-Bahn bis nach Pasing. Inzwischen hat der Stadtrat wesentliche Weichen gestellt: Wenn die ausstehenden Planungsschritte sehr glatt über die Bühne gehen - etwaige Verzögerungen durch Klagen beim Planfeststellungsverfahren nicht mit eingerechnet, könnte frühestens 2021 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Startpunkt des Laimer Abschnitts mit der Nummer 77 ist das bestehende U 5-Ende an der Von-der-Pfordten-Straße, der bis zur Fischer-von-Erlach-Straße einschließlich des U-Bahnhof Willibaldstraße reicht. 26 Monate lang wird dann entlang der Gotthardstraße in offener Baugrube gearbeitet. Bei Anwohnern ist diese Variante wegen des Schmutzes und Lärms weniger beliebt.

"Bergmännisch geht das hier nicht, weil das nur bei einer bestimmten Überdeckelung funktioniert, die wir hier nicht haben", erläuterte Frank Frischeisen vom Baureferat den etwa 50 Besuchern der Sondersitzung. Die bestehende fünf bis sechs Meter hohe Deckelung des in Laim aus dem Quartär stammenden Kiesbodens seien nicht ausreichend. Das 1,2 Kilometer lange Teilstück an der Gotthardstraße wird deshalb komplett aufgerissen - allerdings nicht auf einmal. "Wir unterteilen die Bauarbeiten in zwei jeweils 13 Monate dauernde Phasen", sagt Frischeisen. Weil wegen der U-Bahnröhren auch Kanäle und Sparten nach außen verlegt werden, müsse der Graben entsprechend breit sein. Das heißt: 709 Bäume müssten gefällt, 689 sollen nach getaner Arbeit wieder gepflanzt werden. In der ersten Phase des bis zur Station Willibaldplatz dreigleisigen Ausbaus wird der Verkehr auf die südliche Gotthardstraße verlegt; im Norden entsteht ein Geh- und Radweg und auf der Seite wird auch die erste Tunnelwand installiert. In Phase zwei wandert die Baustelle samt Infrastruktur spiegelverkehrt auf die andere Straßenseite. "Für die gesamte Bauzeit", verspricht der Baudirektor, "bleibt für Pkw je Fahrtrichtung eine Spur offen. Auch die Grundstückszufahrten für Pkw sind sichergestellt." Was gleichwohl völlig wegfällt, sind die Parkmöglichkeiten entlang der Gotthardstraße.

Wie sieht's mit dem Schall aus, Erschütterungen und infolgedessen Schäden an den nahen Häusern? Fahren auf der Strecke dann noch Busse? Das wollten viele der mitunter bereits gut informierten Besucher genauer wissen. Das sogenannte Masse-Feder-System solle eine schwingungstechnische Entkopplung zwischen dem Oberbau und dem Untergrund verhindern. "Während der Bauarbeiten werden sie wohl aber nicht ganz ausbleiben", räumte Ralf Wulf vom Baureferat ein. Im Vorfeld der Bauarbeiten und danach werden externe Gutachter zur "Beweissicherung jede Wand fotografieren". Man werde sich mit den Eigentümern an der Strecke in Verbindung setzen. Was die Busverbindungen angehe, sollen alle aufrecht erhalten bleiben. Und wie lange wird gebuddelt, bis das lange Sehnen ein Ende hat und die U 5 im Pasinger Bahnhof einfährt? "Sechs bis acht Jahre Bauzeit", schätzt Wulf.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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