Sie hätten sich's ja einfach machen können - sie hätten, da nun mal ein Wiesnzelt zu vergeben war, den Bewerber Able auf den fünften Platz setzen können, hinter die etablierten Wirte, und kein Hahn hätte danach gekräht. Die Stadtverwaltung aber hat den Newcomer auf den zweiten Platz nach vorne gepunktet und damit zweierlei erreicht: Zum einen die Wirte Schottenhamel, Stadtmüller von der Fischer-Vroni und Kuffler vom Weinzelt düpiert und beleidigt, indem ihnen der Neuling vor die Nase gesetzt wurde. Zum anderen hat das Verfahren bewiesen, dass das Bewertungssystem, angeblich zur Objektivierung der Vergabe eingeführt, so willkürlich ist wie Ehrungen beim ADAC.
Die Punkte-Wertung folgt ganz offensichtlich nicht evidenten Maßstäben, sondern eher den Vorlieben und Präferenzen im Wirtschaftsreferat. Wenn es dem Referat ermöglicht wird, ihm genehme Bewerber so nach vorne zu pushen wie Siegfried Able, dann muss sich keiner wundern, wenn Gerede von Freunderlwirtschaft und Mauschelei aufkommt. Dieter Reiter hat diese Gefahr nicht erkannt, er hat sein Referat mindestens gewähren lassen. Er ist aber nun, als Oberbürgermeister, nicht mehr Teil der Stadtverwaltung, sondern ihr Chef. Und als solcher hätte er verhindern müssen, dass das Rathaus auch nur in den Geruch von Vetterei kommt.
Vielleicht wird Siegfried Able ja ein guter Wiesnwirt, vielleicht gelingt es seinen Kollegen, ihn einzubinden, so wie es ihnen mit Sepp Krätz gelungen ist. Die Stadt aber muss das Verfahren ändern und öffnen. Warum sollte eigentlich die Veröffentlichung der erreichten Punkte den jeweiligen Bewerber beschädigen? Jede Wette, es gäbe nicht einen Zulassungsantrag weniger, dafür aber Nachvollziehbarkeit und eine Verwaltung, die selbstbewusst zu den Ergebnissen ihrer Prüfung stehen kann, weil eben nicht gemauschelt wurde. Das sicherzustellen, ist Aufgabe des neuen OB - sonst wird die Wiesn Dieter Reiters ADAC.