Verdächtiger Koffer in München:Bombenalarm am Hauptbahnhof

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Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche sorgte ein verdächtiger Koffer im Hauptbahnhof für Aufregung. Polizisten sperren Teile des Gebäudes, nachdem ein Sprengstoffhund anschlägt.

Astrid Becker

Den zweiten Weihnachtsfeiertag hatten sich die diensthabenden Beamten der Bundespolizei wohl ruhiger vorgestellt: Schon am frühen Morgen, kurz nach acht Uhr, mussten sie ausrücken, weil am Hauptbahnhof ein herrenloser Koffer gefunden worden war. Der Bombenalarm erwies sich zwar letztlich als harmlos, führte jedoch zu erheblichen Verspätungen im S-Bahn-Verkehr. Reisende verpassten nach Angaben der Polizei Züge und Flugzeuge. Bereits am Montag hatten gleich zwei vergessene Gepäckstücke - einmal in einem ICE und einmal im Hauptgebäude des Bahnhofes - zu Großeinsätzen der Polizei geführt.

Nachdem ein Sprengstoffhund angeschlagen hatte, durfte die S-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof am Sonntagmorgen nicht mehr angefahren werden bis Spezialisten den Koffer untersuchten und Entwarnung gaben. (Foto: dapd)

Sonntagmorgen, 8.05 Uhr: Der Sicherheitsdienst der Bahn entdeckt auf dem Mittelbahnsteig der S-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof einen schwarzen Koffer, der auf einer Plastiktüte liegt. Die Bahnstreife alarmiert sofort die Bundespolizei, die mit Spezialkräften ausrückt. Bei einer derartigen Meldung, so sagt ein Sprecher, werde angesichts der allgemeinen Terrorlage immer vom Ernstfall ausgegangen. Die Beamten riegeln daher sofort den gesamten Bahnsteig ab. Die Menschen, die in der S-Bahn sitzen, und aus beiden Richtungen den Hauptbahnhof ansteuern, dort aus- oder umsteigen wollen, haben Pech gehabt: Ihre S-Bahnen passieren die Haltestelle ohne zu stoppen. Andere Fahrgäste, die vom Hauptbahnhof mit der S-Bahn weiterfahren wollen, zum Beispiel in Richtung Flughafen, dürfen den Bahnsteig nicht betreten.

Wenig später wird der Hauptbahnhof gar nicht mehr angefahren: Etwa 20 Minuten lang darf die Haltestelle nicht einmal mehr durchfahren werden. Der Sprengstoffhund, den die Polizei mit sich führt, hat Alarm geschlagen. Für die Beamten bedeutet dies, ihre Spezialisten in Sachen Bombenentschärfung zu dem Einsatz dazu zu holen. Als diese den Koffer öffnen, entdecken sie aber nur ganz normale Utensilien. Meistens, so berichtet der Polizeisprecher, entpuppten sich diese Einsätze als harmlos - und die herrenlosen Gepäckstücke als tatsächlich vergessen.

Teuer für den Steuerzahler

Auch in diesem Fall hatte ein Mann "vor lauter Weihnachtsstress und Unkonzentriertheit" einfach einen seiner Koffer auf dem Bahnsteig stehengelassen - seine Angaben dazu seien durch Videoaufzeichnungen eindeutig belegt, sagt der Sprecher. Dass der Hund dennoch reagiert habe, sei "normal und richtig": Er ist auf verschiedene chemische Substanzen trainiert, die bei der Herstellung von Sprengstoff eingesetzt werden, aber auch beispielsweise in Medikamenten vorkommen können.

Seine Vergesslichkeit hat für den Mann nun keine Konsequenzen, wohl aber für die Fahrgäste, die den Bahnsteig bis 9.35 Uhr nicht mehr nutzen können. Auch nach Ende des Einsatzes sei es noch zu Verspätungen gekommen, ist von der Bundespolizei zu erfahren: "Es dauert einfach eine Weile, bis die S-Bahn wieder zu ihrem eigentlichen Fahrrhythmus zurückfindet." Auch den Steuerzahler kosten diese Einsätze eine Menge Geld: "Mehrere tausend Euro kommen in diesen Fällen leicht zusammen" - Summen, die sogenannten Trittbrettfahrern in Rechnung gestellt werden, wenn diese gefasst werden: Sie müssen sich nicht nur vor Gericht wegen des Vortäuschens einer Straftat verantworten, sondern auch die Kosten des Polizeieinsatzes tragen.

© SZ vom 27.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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