Tunnel durch den Englischen Garten:Schmalspur-Lösung auf Zeit

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Die Verbreiterung des Mittleren Rings wäre eine Katastrophe für den Park, warnen die Befürworter eines Tunnels. (Foto: Jürgen Dudowits/sunpatrol)

Ein Tunnel soll den Dauerstau auf dem Isarring auflösen und den Englischen Garten wiedervereinigen. Doch die Stadt könnte eine dritte Fahrspur in den Park bauen und somit die Röhre endgültig verhindern. Das wollen die Tunnel-Initiatoren verhindern - mit einem Provisorium.

Von Marco Völklein

Wie lässt sich das Stau-Nadelöhr an der Einmündung der Ifflandstraße in den Mittleren Ring lösen? Mit einem Tunnel, der den Englischen Garten wiedervereinigen könnte? Oder mit einer zusätzlichen Fahrspur in Richtung Nürnberger Autobahn, die den Park noch mehr zerschneiden würde? Noch vor Weihnachten wird wohl die Verwaltung dem Stadtrat einen Vorschlag unterbreiten. Und sollte sich der Stadtrat für den Bau einer dritten Spur entscheiden - "dann ist die Tunnelidee mausetot". Das zumindest befürchtet der Architekt Hermann Grub.

Zusammen mit seiner Frau Petra Lejeune hat Grub die Idee entwickelt. Und hofft nun, die Stadträte von einer provisorischen Lösung überzeugen zu können, um Zeit zu gewinnen für den Tunnel. Denn um das Stau-Malheur an der Stelle zu lösen, müsste die Stadt mehr Platz für die Autos schaffen. Eine dritte Spur von der Ifflandstraße bis zum Biedersteiner Tunnel allerdings würde einen massiven Eingriff in den Englischen Garten bedeuten. Zahlreiche Bäume müssten gefällt werden.

Grub und einer seiner Mitstreiter, der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl vom Büro Obermeyer, hatten daher im Frühjahr vorgeschlagen, den Mittelteiler auf dem Isarring aufzulösen, die Laternenmasten abzubauen und die Straßenfläche so umzugestalten, dass drei Spuren Platz finden - diese würden aber mit 3,25 Meter etwas schmaler ausfallen als die bisherigen, die eine Breite von 3,50 Meter aufweisen. Das Tempo soll auf 50 Stundenkilometer gedrosselt werden.

Die aktuelle Verkehrslage am Isarring: Es geht nur zäh voran. (Foto: N/A)

Eine modifizierte Provisoriums-Idee

Mittlerweile aber räumen auch Grub und Ammerl ein, dass diese Lösung mit zwei Millionen Euro Baukosten zu teuer käme. Deshalb haben sie ihre Provisoriums-Idee modifiziert - und schlagen nun vor, drei Spuren mit nur noch je drei Meter Breite zu planen sowie etwa 90 Zentimeter auf der Ostseite der Straße vom Englischen Garten wegzuknapsen.

So könnte eine dritte Spur für nur 1,5 Millionen Euro entstehen. Zudem blieben Mittelteiler und Beleuchtung erhalten. "So könnte die Stadt drei bis vier Jahre Zeit gewinnen, um die Finanzierung für den Tunnel zu sichern und die Planung voranzutreiben", sagt Ammerl. Und die dritte (Voll-)Spur wäre nicht in den Garten betoniert.

In den kommenden Tagen haben Grub und Ammerl nun Gespräche mit den meisten Stadtratsfraktionen vereinbart. Dort wollen sie für ihre überarbeitete Provisoriums-Idee werben. Die CSU hatte bereits im Frühjahr Unterstützung signalisiert, die Grünen hatten sich Anfang dieser Woche grundsätzlich für einen Tunnel im Englischen Garten ausgesprochen - allerdings unter der Voraussetzung, dass Grub und seine Mitstreiter bei Firmen und Sponsoren 20 Millionen Euro einsammeln.

Und so sieht die provisorische Verkehrsplanung für den Isarring aus - eine Erweiterung um eine Spur. (Foto: N/A)

Das wiederum, behauptet Grub, sei kein Problem - viele Großspender stünden bereit; allerdings nur, wenn sich der Stadtrat mal zu einem grundsätzlichen Ja zum Tunnel durchringe. Bislang zögert vor allem die SPD: Sie warnt, wie bei anderen Tunnelprojekten auch, unter anderem vor den Folgekosten für den Unterhalt der Bauwerke in den kommenden Jahren.

Widerstand aus anderen Stadtteilen

Widerstand gegen das Schwabinger Projekt formiert sich zudem in anderen Gegenden: So meldete sich die "Tunnel Initiative Giesing" zu Wort, die die lärmgeplagten Anwohner an der Tegernseer Landstraße und der Chiemgaustraße vertritt. Aus deren Sicht sollte die Stadt das Geld lieber in "Großprojekte zur Lärmreduktion" stecken, "mit denen sie den größten Nutzen für die Bevölkerung erreicht" - also vor allem entlang der dicht bebauten Ring-Abschnitte in Giesing und Neuhausen.

Seit Monaten heißt es im Rathaus, man werde bald eine "Machbarkeitsstudie" zu den geplanten Tunneln vorlegen. Gesehen hat diese aber bislang niemand. Die Betroffenen verlieren mittlerweile die Geduld: "Wir wollen endlich mal wissen, welche konkreten Maßnahmen an der Tegernseer Landstraße die Stadtregierung in Zukunft zu unternehmen gedenkt", sagt Michael Sporrer, Sprecher der Giesinger Bürgerinitiative.

© SZ vom 20.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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