Tierpark Hellabrunn:Eisbärchen ohne Wildbahn

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Kritik an der Tierhaltung in Gefangenschaft

"Erdmännchen gegen Eisbär", 28. März:

Kassenfüller

So ein Eisbärenbaby im Zoo ist natürlich ein Kassenfüller und erfreut den Zoo. Das Leben, das dem kleinen Bärchen bevorsteht ist jedoch weniger erfreulich. Ein Tier der großen, freien Wildbahn ein Leben lang in einem engen Gehege, das ist wie ein Mensch in Dauerhaft, mit demselben psychischen Stress und denselben psychischen Schäden. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß. Wenn schon Tiere der großen, freien Wildbahn gehalten werden, dann sollten sie sich doch in großen "Ökoräumen", das heißt in Freigehegen im Kilometer-Bereich, bewegen können. Wegen der begrenzten Flächen geht das natürlich nur mit einer sehr begrenzten Anzahl, zum Beispiel Savanne und Taiga. Dort könnten dann aber viele der Tiere eines solchen Lebensraumes zusammenleben und sich ein bisschen "wie zu Hause" fühlen. Großraubtiere, die eventuell nicht in eine solche Gemeinschaft eingegliedert werden können, gehören dann auch nicht in den Zoo. Ich könnte mir aber vorstellen, dass zum Beispiel in der Savannengemeinschaft auch eine kleine Löwenfamilie lebt, die sich vom Zuwachs der anderen Tiere ernährt. Ich würde den Tierpark konsequent in eine solche Richtung umbauen. Dr. Kurt Kemmerle, München

Fadenscheinige Ausreden

Die Haltung von Eisbären in einem Zoo (nicht nur in Hellabrunn) ist eine nicht akzeptable Vorgehensweise, um Zuschauer anzulocken. Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung bei den in viel zu engem Raum eingesperrten Tieren. Fadenscheinige Begründungen von Zoodirektoren (Artenschutz, Interesse wecken, et cetera) sind ein Witz und nur als Ausreden für Kommerz zu werten. Die Haltung von Tieren in solchen Gefängnissen muss abgeschafft werden. Rainer Geiges, Glottertal

Tragischer Irrtum

Ein Zoo (oder psychologisch feinfühliger auch Tierpark genannt), ist ein in sich abgeschlossenes, meist sehr eng begrenztes Areal mit unterschiedlich gut oder schlecht angelegten Flächen, um seltene und exotische Tiere möglichst vielen Menschen präsentieren zu können. Prinzipiell keine schlechte Idee, jedoch in der Praxis - ohne Ausnahme - ein tragischer Irrtum! Kein Zoo/Tierpark dieser Welt ist (allein schon aus Platzgründen und klimatischen Verhältnissen) auch nur annähernd in der Lage, in fernen Ländern lebende und exotische Tiere wie Eisbären, Raubkatzen, Elefanten, Giraffen, Nashörner artgerecht zu halten - selbst wenn sie dort gezüchtet werden. Die in Ihrem Artikel beschriebenen Eisbären sind das beste Beispiel. Tierparkchef Rasem Baban ist ein wahres Marketing-Genie. Er nutzt die weltweite Klimakatastrophe, um bei seinen Besuchern das selbstverantwortete, elendige Hinvegetieren dieser schönen Tiere im Zusammenspiel mit einer völlig unzureichenden Unterbringung zu kaschieren Am Ende trägt jedoch der Besucher die Hauptverantwortung: Durch seine Gedankenlosigkeit und Sensationsgier gegenüber der wehrlosen Kreatur. Rainer Diehl, Bad Vilbel

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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