Thema des Tages:Vierzig Mal Otello

Sandra Ott verehrt den argentinischen Tenor José Cura

Man erwischt Sandra Ott am Frankfurter Flughafen. Sie ist unterwegs nach Wien zu einem Konzert, den Tag zuvor war sie in Darmstadt in einer "Freischütz"-Premiere, von Wien aus geht's nach Essen zu einem Liederabend. Etwa 90 Prozent ihres Jahresurlaubs investiert die 44-jährige Software-Entwicklerin in Opernreisen. Ein kostspieliges Hobby, gibt sie zu. Viel Geld geht da für Zugfahrten, Flüge, Hotels und natürlich die Tickets drauf. Otts Reisepläne sind gekoppelt an den Terminkalender von José Cura, dem argentinischen Tenor, den sie verehrt.

Schuld an ihrer Liebe zur Oper ist allerdings ein anderer: Peter Hofmann. Der Wagner-Sänger hatte seine beste Zeit schon hinter sich, als sie ihn 1991 im Musical "Das Phantom der Oper" erlebte. "Ich habe mir dann mal eine Wagner-Oper angehört. Mit dem Lohengrin hat alles begonnen", erinnert sie sich. "Das ist wie eine Droge, du denkst, ich will mehr davon!" In die Rolle des reisenden Cura-Fans ist sie so hineingewachsen. Nach einem seiner Konzerte 1998 stand sie am Künstlerausgang um ein Autogramm an. "Ich dachte, so etwas gibt's nur bei Rockstars". Mittlerweile kennt Sandra Ott viele Bühnenpforten dieser Welt, auch die vom legendären Teatro Colón in Buenos Aires, wo Cura den Otello sang und inszenierte. 40 Mal hat sie den Tenor schon in der Rolle gehört. Mittlerweile, sagt sie, verbinde sie mit Cura eine Art Bekanntschaft. Sie übersetzt ihm deutschsprachige Kritiken und: "Ich fotografiere nach seinen Auftritten. Einmal hat er mich gefragt, ob ich ihm ein Foto schicken kann, seither bekommt er einmal im Jahr ein Fotobuch."

© SZ vom 27.06.2015 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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