Thema des Tages:Alles in die Tonne

Brenna tuat's guat - Abfall-Recycling nach Münchner Art

Von Günther Knoll

Die Münchner und ihr Müll - ein Fall für eine Verhaltensstudie. Die einen machen jedes Marmeladenglas und jeden Joghurtbecher sauber, um ihn brav zum entsprechenden Wertstoff-Container zu bringen, die anderen treten, richtiger: werfen einfach alles in die Tonne. Ein Glaubenskrieg, an dem auch die Stadt nicht schuldlos ist. Mit einem um fünf Prozent rückläufigen Restmüllaufkommen von etwa 199 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2016 müsste man den Münchnern eigentlich eine relativ hohes Umweltbewusstsein zuschreiben, doch in dieser Menge stecken immerhin noch rund 70 Prozent wiederverwertbare Anteile.

Hinter der Linse

1 / 1
(Foto: Florian Peljak)

Warum hat München keine gelbe Tonne? Diese Frage, so sagt der SZ-Fotograf Florian Peljak, habe ihn eigentlich schon beschäftigt, seit er von Miesbach in die bayerische Landeshauptstadt zog, um hier Fotodesign zu studieren. Und so grub er für diese Fotoreportage sozusagen mit der Kamera im Münchner Müll, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Er begleitete den Restmüll von der Tonne bis nach Unterföhring, wo dieser verbrannt wird und nur noch Schlacke übrig bleibt. Der 37-Jährige, der seit 2011 für die SZ fotografiert, war nach eigenen Aussagen erstaunt, als er nicht einmal nach dem Besuch im Müllbunker irgendwelche Geruchsspuren an sich entdeckte.

Macht nichts, heißt es bei den zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieben München (AWM). Die Stadt verzichte ja bewusst auf die getrennte Sammlung von Verpackungsmüll im gelben Sack beziehungsweise in der gelben Tonne. Böse Zungen behaupten, das tue sie, um ihr Müllheizkraftwerk Nord auszulasten, das immerhin auf 700 000 Tonnen Abfall pro Jahr ausgelegt ist und damit fleißig Energie produzieren kann. Die AWM weisen das von sich. Sie argumentieren damit, dass die thermische Verwertung des Münchner Restmülls (etwa 310 000 Tonnen jährlich) nicht nur wirtschaftlicher sei, weil der Verzicht auf eine weitere Tonne Geld spare, sondern auch ökologischer. Denn etwa 80 Prozent des vom Dualen System gesammelten Verpackungsmülls landen, weil nur schwer zu trennen, zu säubern oder nicht wiederzuverwerten, letztendlich doch in der Verbrennung. Im Müllheizkraftwerk aber wird alles thermisch verwertet. Aus den Schlacken werden Bestandteile wie Metalle und Erden getrennt und selbst der Rest wird teilweise im Straßenbau verwendet.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: