The Fratellis in München:Studentenparty mit hoher Frauenquote

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Nach einer mehrjährigen Kreativpause melden sich "The Fratellis" mit neuer Platte im Strom zurück. Das Trio aus Glasgow feiert eine Rock-Sause ohne Varianz, doch ihre unbedingt fröhliche Mixtur wirkt noch immer.

Von Bernhard Blöchl

Ein Konzert der Gute-Laune-Rocker The Fratellis ist wie eine mittelgute Studentenparty mit hoher Frauenquote, auf der es ausreichend zu trinken gibt. Am Anfang dauert es eine Weile, bis die Sause in Schwung kommt, danach wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen, und beim Höhepunkt mitten in der Nacht sind ein paar der jüngeren Gäste bereits verschwunden, und die Älteren werden sich womöglich nicht mehr daran erinnern.

Das 2005 gegründete Trio aus Glasgow ist ja bekannt für seine unbedingt fröhliche Mixtur aus britischem Post-Punk, melodiösem Indie- und einem Schuss Glam-Rock. Jon, Mince und Barry Fratelli, wie sich der singende Gitarrist, der Schlagzeuger und der Bassist nennen, haben sich mit zwei dicht aufeinanderfolgenden Erfolgsalben ("Costello Music" und "Here We Stand") den Ruf als Partydroge mit Suchtgefahr erspielt. Ihr größter Hit "Chelsea Dagger" untermalt seitdem den Torjubel in zahlreichen europäischen Fußballarenen, ein anderer, "Flathead", lief lange in der Werbung.

Den Preis, den die Schottenrocker für ihre Kompromisslosigkeit zahlen, ist die Eindimensionalität. So mangelt es denn auch dem soliden Auftritt im ausverkauften Strom-Club an dramaturgischer Varianz und Tiefe. Weil sich auch die Songs der lange erwarteten dritten Platte in das bisherige Repertoire ohne Brüche einfügen, zieht das Konzert an den Besuchern vorbei wie eine rauschhafte Fete ohne besondere Vorkommnisse. Teilweise hat man den Eindruck, die Fratellis karikieren sich auf "We Need Medicine" selbst.

Noch schriller kommen die Arrangements daher, noch mehr Zitate aus der Musikgeschichte buhlen um Aufmerksamkeit, noch mehr von diesen unverschämt eingängigen Melodien ohrwurmen einem entgegen. Bleibende Riffs, die schon "Chelsea Dagger" zum Kultstück reifen ließen. Den Song, auf den alle gewartet haben, gibt es als erste Zugabe, und da spielt es keine Rolle, dass er schlecht ausgesteuert und schlampig vorgetragen wird. Dennoch: Wenn man die gleiche Party zu oft wiederholt, bleiben irgendwann die Gäste fern. Noch ist es aber nicht so weit, noch grölen viele mit.

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