Szene München:Tequila aus dem Seifenspender

Lesezeit: 1 min

Eine Extraportion Vitamine ist das Mindeste, was ein Cocktail bieten muss. (Foto: Catherina Hess)

Eiswürfel und eine Scheibe Ananas reichen nicht mehr. Wenn es um Cocktails geht, müssen sich Barbetreiber heute schon Spektakuläreres einfallen lassen.

Eine Kolumne von Philipp Crone

Es gab Zeiten, da hat man sich einfach mit einem Longdrink in einer schlecht beleuchteten Bar auf einen abgewetzten Hocker gesetzt und war zufrieden. Das geht auch heute noch, aber viele Besucher des Nachtlebens sind mittlerweile ein umfassend individuelles Angebot gewohnt.

Das geht bei der Einrichtung los, die oft so ausgefallen ist wie die Kreation im Glas, und längst ist die Barszene auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen auch bei Gefäßen und Dekorationen für ihre Getränke fündig geworden. Während man früher außer Eiswürfeln oft gar keine Zusätze zum Cocktail bekam, außer knallroten Kirschen und einer aufgeklemmten Ananasecke, sind der Verzierung und Verpackung heute oft nur noch physikalische Grenzen gesetzt.

Irgendwas Grünes mit Puderzuckerguss

Drei Honigmelonenscheiben zur Erdbeere und einem Pfefferminzblatt können da schon einmal die gesamte Oberfläche des Cocktails bedecken, was den Konsumenten zusätzlich mit Vitaminen bei Trinklaune hält. Irgendwas Grünes mit Puderzuckerguss sollte es aber beim klassischen Cocktailglas schon sein, oder eben gleich ein ausgefallenes Behältnis.

Den Moscow Mule trinkt man im Kupferbecher. Der hat zwar keinen Einfluss auf den Geschmack, wurde aber schon bei der Kreation des Drinks in den 1940er-Jahren zu Marketingzwecken verwendet. Ebenfalls beliebt sind zweckentfremdete Marmeladengläser und die für die Lynchburg Lemonade entwickelte Version mit Griff. In der Bar Zephyr bekommt man den Drink namens Mr. Chow in einer wasserdichten Asiabox serviert.

Der Cinema-Cocktail wiederum steht in einer Popcorn-Box, während der Seafood-Cocktail mit Lachs-Thai-Basilikum-Gin in einer Muschel schwappt. Reagenzgläser und Spritzen sind ohnehin in Gebrauch. Der Rachenputzer, mit Koriander verfeinerter Tequila, steht im Seifenspender auf dem Tisch und schüttet einem die Shots genau portioniert ins Glas.

Es dauert sicher nicht mehr lange, bis man an Münchner Bartheken auch aus der Flasche trinken darf.

© SZ vom 05.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: