Szene München:Schmatzen hinter Masken

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Wer ein "Liberation Wrapper" verwendet, isst in aller Ruhe. (Foto: SZ.de-Screenshot)

Ungestört mampfen und kleckern: Weil es in Japan als unfein gilt, den Mund beim Essen weit aufzumachen, halten Frauen sich dort sogenannte Liberation Wrappers vors Gesicht. Davon könnten auch Münchner Männer profitieren.

Eine Kolumne von Florian Fuchs

Nachts, so gegen 3 oder 4 Uhr, kommt immer der Hunger. Eigentlich ist es sogar ein riesiger Kohldampf, und außerdem müssen das ganze Bier und die Cocktails ja wieder aufgesogen werden im Magen, schon aus reinem Selbstschutz. Es muss also dringend Essen her. München hat hier etwas Nachholbedarf, das nächtliche Angebot an schnell zubereiteten Nahrungsmitteln ist ausbaufähig. Meist findet man aber doch einen Döner oder wenigstens einen Burger.

Das Problem ist bloß: Das Zeug ist schwierig zu essen, die Blöße möchte man sich vor der Begleitung nicht geben. Und dann kleckert das oft so, dass man sich nicht mehr zurück in den Club traut.

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So etwas ist natürlich ein unbefriedigendes Ende nächtlicher Vergnügungen, eine japanische Burgerkette aber hat nun Abhilfe geschaffen: mit dem "Liberation Wrapper". Die Marketingabteilung hatte bemerkt, dass die Nachfrage bei Männern zwar recht groß ist (da siegt der Hunger dann wohl doch über die Außenwirkung) - Frauen dagegen bestellten fast gar keine Burger.

Der Grund: In Japan gilt es für Frauen als unfein, den Mund weit zu öffnen. Also hat die Kette ihre Burger in große Tüten gesteckt, in jene "Freiheits-Umschläge": Auf diesen Masken sind außen untere weibliche Gesichtshälften aufgemalt - Nase, Mund, Kinn. Während die Frau also hinter der Maske ihren Burger mampft und eine Riesensauerei veranstaltet, lächelt dem Beobachter ein makelloser Mund entgegen. Laut Unternehmen stieg der Verkauf von Burgern an Frauen seit Einführung des "Liberation Wrappers" um 213 Prozent.

Münchner Imbissläden sollten die Tütenmaske bitte übernehmen, und zwar auch mit aufgedruckten Männergesichtern. Das gilt dann nicht nur für Burger und Döner, sondern auch für Semmeln mit Fleischpflanzerl und Leberkäse. Bei Letzterem wäre der Sichtschutz auch aus anderem Grund praktisch: Der Münchner müsste dann nicht mehr ansehen, wie der Tourist den süßen Senf verweigert und den Leberkäse mit Ketchup entehrt.

© SZ vom 13.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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