Szene München:Halb so wild

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Ein Meer aus Flaschen, übriggeblieben von der letzten WG-Party. (Foto: Georgine Treybal)

Bier in der Badewanne, zerbrochene Türen, Fremde, die nach 3 Uhr morgens Nudeln kochen - wilde Hauspartys gehören zum Studentenleben. Mit dem Start ins Berufsleben ändert sich das radikal.

Von Christiane Lutz

Eine während der Studentenzeit bis zum Äußersten zelebrierte Ausgeh-Option war die Hausparty. Bier in der Badewanne, zerbrochene Türen, Fremde, die am Herd nach 3 Uhr morgens noch Pastagerichte anfertigen, solche Dinge. Man machte das, weil es billiger war, als sich mit Freunden in einer Bar zu verabreden, wo ein Drink 8,50 Euro kostet und weil es auf den Hauspartys häufig Mottos gab, zu denen man sich verkleiden musste. Das war manchmal lustig.

Mit Beginn des Berufslebens allerdings, zack!, wird ein unsichtbarer Schalter umgelegt. Hauspartys werden zu Hausveranstaltungen wie dem beliebten "Wein-und-Käse-Abend". Nicht selten laden Freunde zu "Dinner-Partys" ein und servieren Kompliziertes, das zuzubereiten sie ihren ganzen Samstag gekostet hat.

Um zwei Uhr gehen alle heim

In München gibt es dieses Kochen neuerdings institutionalisiert, bei sogenannten "Supperclubs" treffen sich Menschen, die sich nicht kennen, bei einem Hobby-Koch zu Hause, der ein aufwendiges Menü serviert. Zu Bruch geht dabei in der Regel nichts, die Gäste amüsieren sich gesittet und um 2 Uhr gehen alle heim.

Dass solche gediegenen Hausveranstaltungen so erfolgreich sind, hat sicher mit dem Erwachsenwerden zu tun. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, schließlich will man ja nicht ewig Wein aus Kaffeetassen trinken. Man freut sich aber doch und reibt den von Käse und Wein schon ganz kugeligen Bauch, wenn man nach Monaten mal wieder zu einer Hausparty eingeladen wird. Es ist wie früher: In der Küche stehen pöbelnde Fremde. Im Halbdunkel knutschen zwei. Auf Schokokuchen folgt Pizzatasche folgt Schnaps. Das schmeckt erstaunlich gut. Man fühlt sich kurz wild. Um 2 Uhr gehen alle heim. Naja, fast wie früher.

© SZ vom 23.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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