Szene München:Französische Verführung

Endlich ist der Sommer da - und mit ihm ein neuer Sommerdrink! Lillet Vive heißt der Cocktail und man darf wieder Hoffnung haben, dass die Münchner damit endlich von ihrem angestaubten Lieblingsgesöff loskommen, dem Aperol-Spritz.

Beate Wild

In Sachen hipper Lifestyle ist München nicht gerade die Spitze des Fortschritts. Während in der Hauptstadt schon längst mit weiten Marlene-Dietrich-Hosen und Halbrand-Brillen herumexperimentiert wird, trägt man bei uns immer noch Skinny-Jeans und übergroße Nerd-Gestelle.

"Klassik am Odeonsplatz" in München, 2012

Sommer und ein neuer Drink aus Frankreich - so lässt es sich in München aushalten.

(Foto: Robert Haas)

Auch was Cocktails angeht, hinkt der Bayer auffällig hinterher. Über sein Bier, vorzugsweise in Maßkrügen, geht ihm gar nichts. Einziges Experiment, was er sich hin und wieder gönnt, ist, sein Bier mit Zitronenlimonade zu mischen. Des weiteren halten sich immer noch zwei andere Getränke seit gefühlten 100 Jahren ganz oben: Aperol-Spritz und Hugo. Wer jetzt leidvoll das Gesicht verzieht, dem sei gesagt, dass damit sicherlich noch lange kein Ende in Sicht ist, wenn man die Trinkgewohnheiten der Einheimischen so betrachtet.

Seit einigen Wochen gibt es jedoch einen Lichtblick. Er heißt Lillet Vive und wird in angesagten Bars derzeit geradezu euphorisch konsumiert. Der Alkoholbestandteil dieses neuen Cocktails heißt Lillet, kommt aus Frankreich und ist ein Aperitif aus 85 Prozent Wein und 15 Prozent Fruchtlikör. Es gibt ihn in Weiß und in Rosé.

Zu ein Drittel Lillet kommen zwei Drittel Tonic Water. Garniert wird der Lillet Vive entweder mit Salatgurke und einem Minzzweig oder mit einer Scheibe Pink Grapefruit. Schmeckt leicht und erfrischend. Manch einer würde sagen: zu leicht. Von dem Alkohol bemerkt man nämlich nicht wirklich viel. Während die Gäste der Goldenen Bar eher die fruchtige Rosé-Variante bevorzugen, ist der weiße Lillet mit Gurke im Glockenbachviertel populärer.

Sogar im Rathaus hat dieser Cocktail schon Einzug gehalten: Beim Clubbing am Christopher Street Day gab es eine eigens installierte Lillet-Bar. Dass man für dieses Getränk in der Regel 7,50 Euro bezahlen muss, scheint niemanden wirklich zu stören. In ist, wer ihn in der Hand hält.

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