Roter Glühwein, weißer Glühwein, Apfel-, Kirsch- und Brombeerglühwein, Feuerzange, Glühbier, Grog, und so weiter - Zuckerschock! Zu keiner Zeit im Jahr trifft das Wort vorglühen besser zu als jetzt im Advent. Warum das unbedingt so sein muss, darauf lässt sich kein Reim machen, fest steht aber: Sich dieser Tage zu verabreden, heißt meistens, sich erst mal beim Alpenwahn am Viktualienmarkt zu treffen, der Feuerzangenbowle am Rindermarkt, auf dem Mittelaltermarkt am Wittelsbacherplatz oder einem sonstigen Ort, an dem sie einem pappigen Alkohol in die Tasse kippen.
Die Schlangen respektive Menschentrauben vor den Ständen zeigen: Die Stadt ist im Glühwahn. In der Tief-im-Wald-Bar auf dem Tollwood stoßen sie mit Heißgetränken an wie sonst mit Maßkrügen auf der Wiesn. Und auch mancher Standbetreiber hat offenbar nicht mehr alle Glühweintassen im Schrank - so musste die Stadt bereits gegen Tischreservierungen auf dem Rindermarkt vorgehen.
Die Oktoberfestisierung des Advents schreitet voran. Es gibt zu den Stoßzeiten am frühen Abend kaum ein Vorwärtskommen im Zentrum. Und kurz bevor die Buden schließen, wanken davor schon so einige Trinker bedenklich hin und her. Von besonderer Kälte rührt der maßlose Konsum heißen Alkohols sicher nicht her, wohl schon eher von der pappsüßen Adventsmucke auf den Märkten, die nur im Rausch länger als drei Minuten auszuhalten ist. Süßes soll in der dunklen Jahreszeit zudem die Ausschüttung von Glückshormonen bewirken. Wer richtig happy werden will, schüttet sich deshalb noch ein zusätzliches Stamperl Amaretto in den Punsch.
In ein paar Tagen schließen die Christkindlmärkte wieder. Dann kann man endlich wieder normal ausgehen, ohne sich dauernd denken zu müssen: Leute, ihr habt doch echt 'nen Schuss!