Szene München:Abstinenz hat ihren Preis

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In der Fastenzeit auf das Feierabendbier verzichten? Klappt nicht immer. (Foto: Catherina Hess)

Nie wieder Bier! Wer seine Vorsätze fürs neue Jahr schon wieder aufgegeben hat, bekommt mit der Fastenzeit eine zweite Chance. Aber auch in diesen fünf Wochen fällt der Verzicht auf das obligatorische Feierabendgetränk nicht leicht - trotz der Aussicht auf einen katerfreien Morgen.

Von Melanie Staudinger

Was hat man sich im neuen Jahr nicht alles vorgenommen und ist grandios damit gescheitert. Trotz aller Vorsätze treibt man nicht mehr Sport, isst genauso viele Süßigkeiten und raucht munter weiter. Eigentlich frustrierend, doch der willige Asket bekommt zum Glück eine zweite Chance. Von Aschermittwoch bis Ostern, der auf fünf Wochen begrenzten Fastenzeit, lassen sich Verhaltensänderungen ohnehin besser umsetzen. Und damit es dieses Mal sicher klappt, soll auch nur ein neues Lebensmuster im Mittelpunkt stehen: der Verzicht auf das sonst obligatorische Bier beim Ausgehen.

Anfangs, am Beginn der Kneipentour, funktioniert das ohne Probleme: Tresennachbarn sind voller Anerkennung, dass man seinen Plan so unbeirrt durchzieht. Der abendliche Cola-Trinker fühlt sich unbesiegbar, wird er tags darauf katerlos erwachen, egal wie lange er herumlumpt. Interessanterweise wird der Fastende auch probierfreudiger, weniger was die Getränke anbelangt als die Orte, an denen er diese trinkt. Die Stammkneipe bleibt Tabu. Der Wirt ist gewohnt, einem das Augustiner hinzustellen, wenn man die Lokalität betritt: Er wäre jetzt nur verunsichert und der komfortable Service für lange Zeit verspielt.

Je länger der abstinente Abend aber dauert, umso gewöhnungsbedürftiger wird er. Nicht nur, dass Cola light ab einer Menge von etwa drei Litern Bauchschmerzen verursacht. Der Barkeeper im Sax erscheint nicht mehr so süß - früher hatte man ihn nur in einem Zustand gesehen, der in die Kategorie "Schönsaufen" fällt.

Die immer gleichen Geschichten des angetrunkenen Bekannten fangen an, auf die Nerven zu gehen. Und die Versuche des Kellners, der im Fraunhofer schon seit einer halbe Stunde mit Verweis auf Bars in der Nähe das Schankende herbeiredet, wirken nicht wie wohlwollende Tipps zur weiteren Abendgestaltung, sondern so, wie sie gemeint sind - als Rauswurf. Bleibt die nüchterne Erkenntnis: Der katerfreie Morgen danach ersetzt die angenehm bierselige Nachtwohligkeit nicht wirklich.

© SZ vom 27.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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