SZenario:Rossini trifft Lebowski

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War wohl nicht anders zu erwarten: Marcus H. Rosenmüller landet mit seiner ersten Operninszenierung einen Heiterkeitserfolg

Von Christian Mayer, München

Es ist einer dieser Abende in München, an denen man schon ein hartnäckiger Griesgram sein muss, um die Welt nicht schön zu finden: Die Luft hat diese frühlingshafte Milde, in den Cafés der Innenstadt sitzen die schon sonnengebräunten Stadthedonisten, und im Cuvilliés-Theater jubelt das Publikum. Es jubelt über die Inszenierung von Marcus H. Rosenmüller, der gerade gezeigt hat, dass in Rossinis Oper "Le Comte Ory" ein echter Rosi-Stoff steckt: ein gerissener Frauenverführer, eine absurde Hochstapler-Geschichte, ein Minimum an Moral und Tiefgang, die ja meist hinderlich sind, wenn man seinen Spaß haben will - etwa in den Kulissen einer heruntergekommen Bowling-Bahn.

Berauscht vom eigenen Zauber steht Rosenmüller nach dem langen Schlussapplaus im Foyer: "Die Sänger sind wunderbar, das habe ich bei den Proben sofort gespürt. Aber dass die auch noch so schauspielern können - ein paar müsste ich glatt für meinen nächsten Film besetzen." In diesem Punkt herrscht Einigkeit beim Publikum, das sich die Namen Elsa Benoit (als Comtesse), Matthew Grills (Ory) und Marzia Marzo (Isolier) bereits notiert hat: Von diesen jungen Sängerinnen und Sängern des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper werden wir bald mehr hören.

Moderatorin Nina Ruge verlässt das Haus genauso mit einem grundzufriedenen Lächeln wie Franz Herzog von Bayern, der sich im Prachttheater seiner Vorfahren ohnehin heimisch fühlt. "Der Rosi ist schon der Hammer", fasst Ruge den Abend zusammen, an dem die Zuschauer auch erleben, was passiert, wenn man einen als fromme Pilgerin getarnten Schwerenöter in ein drolliges Barbapapa-Kostüm steckt: Dann hat man eine lebende Bowling-Figur. Und garantiert einen Lacher, weil die Darsteller auch noch so aussehen wie im Kultfilm "The Big Lebowski".

Hat der 41-jährige Vergnügungskünstler noch etwas ausgelassen, nachdem er sich erst den bayerischen Heimatfilm, dann das Singspiel auf dem Nockherberg und nun die Oper einverleibt hat? Ach ja, einen Dokumentarfilm über Hubert von Goisern hat Rosenmüller auch jüngst gedreht, am heutigen Dienstag ist Premiere in München: Da kann er von einer Party gleich zur nächsten ziehen.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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