SZ-Adventskalender:"Ich umarme Sie alle"

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Die SZ-Leser haben beim Adventskalender fast fünf Millionen Euro für Menschen gespendet, die ins soziale Abseits geraten sind. Das sind 500.000 Euro mehr als im Vorjahr.

Von Sven Loerzer

Helga Wenk pflegt ihren Sohn Georg: Auch sie wurde von den SZ-Lesern unterstützt. (Foto: Catherina Hess)

Den Lesern der Süddeutschen Zeitung ist der gesellschaftliche Zusammenhalt in ihrer Region enorm wichtig: Knapp fünf Millionen Euro haben sie in den vergangenen Wochen für die 64. Hilfsaktion des "Adventskalenders für gute Werke" gespendet. Das sind rund eine halbe Million Euro mehr als im Vorjahr für Menschen in Notlagen.

Die schnelle und großzügige Hilfe in München und der Region kommt an: "Ich bin ganz aus dem Häuschen und kann es noch gar nicht richtig fassen", schrieb eine ältere Frau, die sich dank der Spenden der SZ-Leser die lang ersehnte neue Matratze kaufen konnte. "Ich umarme Sie alle."

Im Mittelpunkt der Spendenaufrufe standen in diesem Jahr behinderte und kranke Kinder, alte und einsame Menschen, Familien, die trotz Arbeit nicht genug zum Leben haben, pflegende Angehörige und Wünsche von Kindern aus armen Familien.

Claudia Strasser, Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders, ist froh darüber, dass das Bewusstsein der Leser für soziale Schieflagen im eigenen Land und die Bereitschaft zu helfen sehr stark ausgeprägt sind. "Unsere Leser haben sich überaus großherzig mit den Menschen solidarisiert, die durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder zu niedrige Renten ins soziale Abseits geraten sind", freut sich Claudia Strasser.

Das sei ein überzeugendes Votum gegen die in manchen Kreisen kultivierte Haltung, Verantwortung einfach abzuschieben nach dem Motto: "Wer ist denn bei uns schon arm - hier sorgt doch der Staat für alles." Der Adventskalender könne mit der "beeindruckenden Spendensumme von gut 4,9 Millionen Euro wieder ein Jahr lang sozial benachteiligten Menschen das Leben etwas erleichtern", betonte Claudia Strasser. "Dafür danken wir von Herzen allen, die uns unterstützt haben." Alle Spenden der Leser gehen ohne jeglichen Abzug an Bedürftige, da alle Kosten für die Abwicklung der Aktion der Süddeutsche Verlag trägt.

Hinter der Bereitschaft, für andere, denen es schlechter geht, etwas abzugeben, stecken oft sehr persönliche Geschichten. Eine ältere Frau, die alljährlich zu Gudrun Queitsch ins SZ-Servicezentrum kommt, um ihre Spende einzuzahlen, kennt den Adventskalender bereits aus ihrer Schulzeit und ist ihm seitdem treu geblieben. Oft starten Familien erst zu ihren Weihnachtseinkäufen, nachdem sie ihren Beitrag zur Unterstützung bedürftiger Menschen geleistet haben.

Ein Spender, der im SZ-Servicezentrum einen größeren Betrag einzahlte, verband dies mit dem Dank an Maria M., die ehemalige Wirtin des Kaffee Giesing, über deren Schicksal der Adventskalender berichtet hatte. Maria M. ist von Krankheiten gezeichnet und lebt sehr isoliert. Der Spender sagte, er habe durch den Bericht von ihrer Lebenssituation erfahren. Er wolle sich dafür bedanken, dass ihm Maria M. mit dem Lokal Marienkäfer in Schwabing über viele Jahre hinweg ein "zweites Wohnzimmer" geboten habe. Auch die SZ-Band "Deadline" sammelte bei ihrem Tollwood-Konzert für die schwerkranke frühere Wirtin. Die Verbundenheit mit den Menschen aus ihrer früheren Heimat bewiesen auch SZ-Leser, die in Belgien und in den USA leben.

Dass die unerwartete Unterstützung der SZ-Leser weit mehr bedeutet, als ihrem materiellen Wert zukommt, zeigen die vielen Dankesbriefe. Die alleinerziehende Mutter, die ihren schwerbehinderten Sohn über lange Jahre intensiv gefördert hat und deshalb nicht arbeiten konnte, bedankte sich "von ganzem Herzen" für die Zuwendung der Leser und schrieb: "Für mich ist dies das schönste Weihnachten seit der Geburt meines Sohnes."

Eine alte Frau, deren Rente nicht reicht, um das wegen ihrer Behinderungen benötigte Therapie-Dreirad zu finanzieren, war tief berührt von der überwältigenden Hilfsbereitschaft der SZ-Leser: "Es ist schön, dass es Sie gibt", schrieb sie an die Adresse der "lieben Spender".

© SZ vom 05.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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