Suche nach dem Tatort:Chinesin zur Prostitution gezwungen

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Es gibt Hinweise, aber immer noch keine heiße Spur: Die Polizei sucht mit Hilfe von "Aktenzeichen XY" nach dem Haus, in dem eine Chinesin als Sexsklavin gefangen gehalten wurde.

Auch nach der Fahndung in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" am Mittwochabend ist immer noch nicht geklärt, wo genau im Großraum München eine damals 36-jährige Chinesin von März 2007 bis August 2008 fast anderthalb Jahre lang gefangen gehalten und zur Prostitution gezwungen worden ist.

Die Polizei vermutet den Tatort im Umkreis von 100 Kilometern um München. Diese Zeichnung wurde nach einer Beschreibung der Chinesin angefertigt. (Foto: N/A)

Aus Angst vor einer Zwangssterilisation war die junge Mutter vor drei Jahren aus China geflüchtet und mit einer Schleuserorganisation nach Deutschland gelangt. Ihr Mann und ihre drei Kinder sollten nachkommen, wenn die Frau in Deutschland Asyl erhalten habe, so der Plan.

Über Karlsruhe war die Frau in ein Asylbewerberheim in Sendling gelangt. Bei einem Spaziergang sprach sie ein etwa 40-jähriger Landsmann an, die Frau freute sich, sich unterhalten zu können, da sie nur Chinesisch spricht. Er versprach, ihr Arbeit zu verschaffen und gab vor, sie mit dem Auto zu seinem Chef zu fahren. Etwa eine Stunde lang dauerte die Fahrt - wo genau sie endete, kann die Frau nicht mehr erinnern.

Die Polizei vermutet den Tatort im Umkreis von 100 Kilometern um München. Schon seit einigen Monaten sucht sie ein cremefarbenes, zweigeschossiges, langgezogenes Haus mit rotem Ziegeldach, in dessen Dachkammer die Frau eingeschlossen war und Freier empfangen musste.

Dieses Haus befinde sich in einer Wohnsiedlung, in der ähnlich aussehende Häuser stehen. Durch die Dachluke konnte die Frau einen wenig gepflegten Garten und ein etwas nach hinten versetztes zweites Haus sehen, in dem eine Familie mit einem drei- bis fünfjährigen Kind lebte.

Ihre Gefangenschaft endete so abrupt wie sie anfing: Ein vermeintlicher Freier fuhr die Frau an den Münchner Hauptbahnhof. Offenbar war der Mann, der sie gefangen hielt, seines Opfers überdrüssig geworden, vermutet die Polizei. Der Freier, ebenfalls Chinese und möglicherweise ein Komplize, setzte die Frau in einen Zug nach Karlsruhe. In die Hand drückt er ihr einen Zettel mit der Adresse ihrer ersten Flüchtlingsunterkunft.

Erst Monate später konnte die traumatisierte Frau über das sprechen, was ihr widerfahren ist. Eine Fahndung nach den Tätern wie dem Tatort blieb bislang erfolglos. Für die Frau sei das Verbrechen kaum zu verkraften, sagte eine Betreuerin. Sie habe den Kontakt zu ihrer Familie in China aus Scham abgebrochen, ihr Aufenthalt in Deutschland sei nicht dauerhaft gesichert.

Trotzdem absolviere sie eine kaufmännische Ausbildung. Ermittler Stefan Süß von der Kriminalpolizei München bezeichnete den Fall im ZDF als "einzigartig", Menschenhandel jedoch als weit verbreitet.

© SZ vom 05.11.2010/kari - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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