Wörthsee:Mit Nudeln ins Wasser

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Die Wasserwacht reagiert auf die Häufung tragischer Badeunfälle und bietet ein Schwimmtraining für Kinder an. Der Spaß steht dabei im Vordergrund, spielerisch sollen die Kleinen lernen, was im Notfall zu tun ist

Von Max Wochinger, Wörthsee

Starnberger See, Weßlinger See, Ammersee: Heuer sind schon viele Menschen in den Gewässern des Landkreises ertrunken, 2016 kamen laut Deutscher Lebensrettungs-Gesellschaft in ganz Bayern 91 Menschen beim Baden ums Leben. Die Wasserwacht Wörthsee und der Rotary Club Wörthsee haben auf diese tragischen, aber vermeidbaren Unfälle reagiert und ein Schwimmtraining für Kinder veranstaltet. Mit finanzieller Unterstützung und Gummibärchen steht der Club den Hilfskräften zur Seite.

Neun Kinder haben sich an diesem sonnigen Tag um 10 Uhr an der Wasserwacht in Steinebach versammelt - und das in den Ferien. Lukas Messerschmidt steht vor dem Eingang. Spielerisch sollen die 5- bis 13-Jährigen Sicherheit im Wasser bekommen, sagt er. Der stellvertretende Vorsitzende der Wasserwacht weiß, dass "viele Kinder immer schlechter schwimmen können". Schulen bieten oft keinen Schwimmunterricht mehr an, was gerade im Landkreis Starnberg mit den vielen Seen wichtig wäre. Deshalb "müssen wir etwas machen", sagt Messerschmidt. Ehrenamtlich leiten er und seine Kollegen Kevin Karwan und Sebastian Dannehl das Training.

Vor der Praxis lernt die Gruppe die Baderegeln kennen. Die Mädchen und Jungen sitzen um einen großen Tisch und hören Sebastian Dannehl zu. Die Kinder sollen Gefahrenszenarien erklären, die auf großen Bildern dargestellt sind. Ein Bild zeigt einen Mann, der bei Gewitter im See badet; ein anderer Schwimmer, der sichtlich erschöpft im Wasser umher rudert. Beides sollten Schwimmer nicht machen - das haben sie verstanden. Jetzt reicht's auch wieder mit der ganzen Theorie. Der See ruft. Also Klamotten weg - die Schwimmsachen tragen sie schon darunter. Nur keine Zeit verlieren.

Bei 23 Grad Wassertemperatur geht's los. Zum Warmmachen schwimmen die Kinder um ein Boot der Einsatztruppe, das knapp 40 Meter vom Ufer entfernt vor Anker liegt. Die sechsjährige Anna steht noch etwas unsicher im seichten Wasser. Die anderen Schwimmer kommen zurück, ihnen ist ein bisschen kalt. Vielleicht hätte es noch eine zweite Runde Schwimmen gebraucht. Nein, wer friert, der soll rausgehen. Das haben die Heranwachsenden ja vorher erst gelernt.

Zum Aufwärmen geht der Nachwuchs an den sonnigen Steg. Das Beisammensein nutzen die Rettungsschwimmer gleich für eine weitere Einweisung. Wie alarmiert man den Notruf? 112, kinderleicht. Wichtig sind die fünf "W": wo, wer, was, wie viele, warten auf Rückfragen.

Genug aufgewärmt, die Gruppe geht zurück ins Wasser. Bunte Schwimmnudeln liegen bereit - jetzt soll der "tote Mann" trainiert werden. "Toter Mann" bedeutet, sich flach auf den Rücken zu legen und sich ohne Bewegungen treiben zu lassen. Eine gute Übung, um Gleichgewicht und Sicherheit im Wasser zu bekommen, sagt Messerschmidt. Mit den Schwimmhilfen unter den Beinen klappt das schon ganz gut. Nach einer Weile ist's nicht mehr so spannend, und irgendwie wird es heute nicht richtig warm im Wasser.

Die Attraktion des Tages wartet jedoch schon schaukelnd neben dem Steg im Wasser: das schnelle Rettungsboot der Einsatzkräfte. Die Frage, ob die Kinder damit eine Runde fahren wollen, ist überflüssig. Ein einstimmiges "Jaaa" später sitzen die Kleinen mit angelegten Rettungswesten im Boot. Mit fast 70 Stundenkilometern brausen sie über den glasklaren See. Kapitän Messerschmidt erkundigt sich immer wieder bei den Passagieren, ob es ihnen gut geht. An der Mausinsel vorbei geht es rein in den schönen Inninger Bach. Bei dem Anblick der Fische im Wasser bekommen die Kinder leuchtende Augen.

Wieder zurück in Steinebach springen die jungen Schwimmer erneut ins Wasser. Die kleine Anna, am Anfang noch recht ängstlich, schwimmt jetzt lachend hin und her. Messerschmidt grinst: "Deswegen machen wir das."

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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