Wörthsee:Mit Ausdauer bei den Grünen

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Roswitha Gahn kehrt an die Spitze des Wörthseer Ortsverbandes zurück und sieht sich dort auch als Kontrollinstanz. Nach einem Jahr im Gemeinderat geht die Umweltpartei auf Konfrontationskurs zur CSU

Von Christine Setzwein, Wörthsee

In der Politik braucht es Ausdauer, weiß Roswitha Gahn. Die hat die 67-jährige Bobby, wie sie von Freunden genannt wird. Gahn ist seit 30 Jahren Mitglied der Grünen, war mehr als zehn Jahre im Gemeinderat in Wörthsee und stand schon einmal acht Jahre lang dem Ortsverband vor. Am Mittwoch wurde sie im Restaurant Raabe am See erneut zur Ortssprecherin gewählt, zusammen mit Rainer Konietschke. Der 38 Jahre alte Ingenieur und Vater einer acht Wochen alten Tochter besetzt die Rolle des jüngeren Vorstands. Ähnlich schaut es bei den zwei Beisitzern aus. Gewählt wurden der bisherige Ortssprecher Herbert Lecherbauer, 59, und der 33-jährige Banker Wenzel Paulig.

Seit 1984 stieg die Kurve auf dem Plakat der Wahlergebnisse für die Wörthseer Grünen stetig an, 2008 kamen sie sogar auf 20,4 Prozent. 2014 kam der Knick nach unten. Nur noch 16,8 Prozent. Es blieb bei den drei Gemeinderatssitzen. Neben Gerald Grobbel nahmen als Neulinge Birgit Dietrich - die jüngste Gemeinderätin - und Florian Tyroller am Beratungstisch Platz. Das war auch einer der Gründe, warum sich Bobby Gahn erneut zur Vorsitzenden wählen ließ. "Die Jungen sind im Gemeinderat", sagte sie. Da vertrage es im "Hintergrund" des Ortsverband auch Ältere. Sie sieht ihre Aufgabe als Zu- und Mitarbeiterin, aber auch als Kontrollinstanz der Gemeinderäte, damit die Ziele der Grünen vor lauter Arbeit "nicht vergessen werden".

Bisher schaut es nicht danach aus. Ob es um Transparenz im Rathaus oder um Bürgerbeteiligung geht, um weniger Verkehr und mehr Sicherheit auf Straßen und Wegen, um den Schutz des Trinkwassers und der Natur, um solide Finanzen oder um die Energiewende, die grüne Handschrift ist unverkennbar. Während die CSU jetzt - laut Tyroller "populistisch" - im Gemeinderat den Antrag auf ein Einheimischenmodell "Am Griesberg" stellte und damit die Ausfransung des Ortsrands in Kauf nehme, stellen sich die Grünen kleinere Einheiten für sozialverträglichen Wohnungsbau vor. Tyroller: "Auch uns brennt das Thema bezahlbarer Wohnraum auf den Nägeln."

Völlig anderer Meinung als die CSU sind die Grünen auch, was die Windkraft betrifft. Die CSU möchte, dass die Gemeinde Wörthsee aus dem gemeinsamen Teilflächennutzungsplan des Landkreises aussteigt und die sogenannten 10-H-Regelung übernimmt. Der Gemeinderat wird sich in einer Sondersitzung am 29. April mit dem Antrag befassen. Wie die Grünen abstimmen werden, ist schon bekannt. "Wir sind dagegen", kündigte Grobbel am Mittwoch an. Wer die Energiewende wolle, "muss für die Windkraft sein". Die CSU betreibe hier Verhinderungspolitik.

Sehr kritisch sehen die Wörthseer Grünen auch die Absicht der Katholischen Kirchenstiftung, ein Grundstück am Hang hinter der Pfarrkirche Zum Heiligen Abendmahl im Erbbaurecht zu vergeben und mit vier Einfamilienhäusern zu bebauen. Auch die Entwicklung des Raabe-Areals in Steinebach sehen sie mit Sorge. Dass die Eigentümer zwar den Erhalt des Kirchenwirt-Gebäudes garantieren wollen, nicht aber den der Wirtschaft, wollen sie nicht mittragen.

Es gab aber auch Lob. Der neue Kämmerer habe einen sehr guten Haushalt vorgelegt, sagte Grobbel. Jetzt könne Wörthsee die neue Grundschule finanzieren, ohne dass sie die Grundstücke gegenüber versilbern müsse. Über den Etat stimmt der Gemeinderat am 22. April ab.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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