Wörthsee:Gute Chancen für den Dorfladen

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Gut lachen: Die Verantwortlichen für den Dorfladen Wörthsee. (Foto: Nila Thiel)

Kommunalaufsicht des Landratsamts billigt Bürgschaft der Gemeinde in Höhe von 38 000 Euro

Von Christian Deussing, Wörthsee

Das Dorfladen-Projekt in Wörthsee hat jetzt eine weitere, sehr wichtige Hürde genommen. Denn das mehrheitliche Votum der Gemeinderäte für das künftige Geschäft mit regionalen Produkten ist nun rechtskräftig, weil die Kommunalaufsicht im Landratsamt kein Veto gegen eine Bürgschaft der Gemeinde für 38 000 Euro eingelegt hat. Wenn ein Betrag von 50 000 Euro bei Gemeinden von bis zu 7000 Einwohnern nicht überschritten werde, sei eine solche Bürgschaft genehmigungsfrei, betont Gerd Hertlein, Leiter der Rechtsaufsicht, in einem Brief an Bürgermeisterin Christel Muggenthal (SPD). Daher ließ sie am Montagabend den Gemeinderat auch gar nicht mehr über diese spezielle Zusicherung abstimmen.

Trotzdem verwies die Rathauschefin auf "bestimmte wirtschaftliche Unwägbarkeiten", die in dem Schreiben der Kreisbehörde angeführt worden seien. Das stellte jedoch Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk, der vor der Sitzung den Businessplan erläutern durfte, keinesfalls in Abrede. Ein gewisses Risiko gibt es laut Gröll immer bei derartigen Existenzgründungen, aber auch beste Umsatzchancen - hier bei Back-, Fleisch- und Wurstwaren. Denn ein Bäcker oder Metzger seien in Wörthsee nicht mehr vorhanden. Der Unternehmensberater berichtete dem Gremium zudem davon, dass 950 Personen zu Fuß den künftigen Dorfladen im ehemalige Sparkassengebäude erreichen könnten.

Überdies erklärte Gröll, dass genügend Parkplätze vorhanden seien und die jährlichen Personalkosten 85 000 Euro betragen würden. Mitarbeiter des Dorfladens könnten mit mindestens 9,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Ein Gemeinderat verwies darauf, dass es auch auf dem Wochenmarkt in Wörthsee regionale Erzeugnisse zu kaufen gebe. Der Experte sieht darin kein Problem für den Dorfladen und sprach von einer "gegenseitigen Befruchtung". Dabei könnten die Markthändler den "Impuls noch verstärken", Waren regionaler Hersteller zu erwerben. Gröll ist überzeugt, dass ein Dorfladen in Eigenregie sehr gute Chancen hat, zu überleben. In anderen Gemeinden herrsche oft eine schärfere Konkurrenz als in Wörthsee, wo derzeit nur der Edeka-Markt ein volles Sortiment biete.

Auch Hanna Weber, Beiratsvorsitzende der Dorfladen-Unternehmergesellschaft, durfte vor den Ratsmitgliedern noch Stellung beziehen. Sie betonte, dass im Dorfladen keine Zeitungen und exotische Früchte angeboten würden, um nicht die entsprechenden kleinen Geschäfte im Ort zu gefährden. "Wir sind es nicht, die den Einzelhandel kaputt machen", sagte Weber und erwähnte in diesem Zusammenhang den Rewe-Konzern, der offenbar in Wörthsee einen Supermarkt ansiedeln will.

Mit der genehmigten Bürgschaft kann die Dorfladen-Initiative nun mit EU-Geldern aus dem Leader-Programm Ammersee rechnen. Die Summe soll für den Umbau der Sparkassenräume verwendet werden. Es wird eine Verkaufsfläche von etwa 150 Quadratmetern geschaffen, wobei den Kunden und Besuchern auch ein Café mit zwölf Plätzen angeboten wird. "Wenn jetzt alles weiter glatt verläuft, können wir wohl Anfang April nächsten Jahres den Dorfladen eröffnen", sagte Initiatorin Weber der SZ. Zudem sei ihr Team qualitativ mit Einzelhandelskaufleuten, einem Personalmanager und einer Steuerberaterin gut aufgestellt.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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