Wörthsee:Gefeilsche um einen Bauwagen

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Der Verein Fortschritt bietet das Gefährt für 5000 Euro dem BRK an. Für die Gemeinde kostet es plötzlich das Dreifache

Von Christine Setzwein, Wörthsee

"Wir verabschieden uns von Wörthsee und wünschen der Gemeinde und allen, die mit uns zu tun hatten, eine gute Zukunft." Der Waldkindergarten der gemeinnützigen Fortschritt-GmbH ist es, der da auf seiner der Homepage Lebewohl sagt. 2009 wurde er gegründet. Jetzt ist Schluss. Zu wenig Kinder hatten sich angemeldet, deshalb wird der Betrieb Ende August eingestellt. Zurück im Wald bleibt ein Bauwagen, der den Kleinen Schutz vor Regen, Schnee, Kälte und großer Hitze bot. Die Gemeinde Wörthsee hat den Waldkindergarten immer unterstützt. So mancher Gemeinderat dürfte das jetzt im Nachhinein bereuen. Denn um den Bauwagen wird gefeilscht wie auf einem orientalischen Basar.

Aber der Reihe nach. Zum 1. September wird der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) neuer Träger des ehemaligen Gemeindekindergartens von Wörthsee. Das BRK würde den Bauwagen für Ausflüge in den Wald gerne übernehmen, hat aber kein Geld für die Ablöse. 5000 Euro fordert Fortschritt. In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch stand nun ein Antrag des BRK auf der Tagesordnung. Die Gemeinde möge doch für die Kosten der Ablöse aufkommen, hieß es da. "Der Bauwagen bliebe dann im Eigentum der Gemeinde und würde mit dem Kooperationsvertrag dem BRK für den kombinierten Haus- und Waldbetrieb des Kindergartens zur Verfügung gestellt."

So schön, so gut. Wie Bürgermeisterin Christel Muggenthal erklärte, sei man durchaus willens gewesen, wollte aber versuchen, den Preis noch ein bisschen herunterzuhandeln. Das war nicht möglich, ganz im Gegenteil. Für die Gemeinde gelte natürlich ein anderer Preis als für das BRK, hieß es bei Fortschritt. Und flugs wurde die Ablöse auf 15 000 Euro erhöht. Lautes Murren im Gemeinderat, "Eine Frechheit", schimpfte Andreas Stipp. Was die Gemeinderäte noch mehr aufbrachte: Den Bauwagen, der 2010 nach Wörthsee transportiert wurde, kostete 4700 Euro. Und die spendeten zwei örtliche Unternehmer, Dynamic Systems und die Soyer Bolzenschweißtechnik. Im Wald abgestellt wurde der Wagen auch noch von einem ortsansässigen Baggerbetrieb, kostenlos, versteht sich. Versteht sich, dass "unser Elan jetzt sehr gebremst ist" (Muggenthal). Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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