Weßling:Wachablösung bei den Vogelschützern

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LBV-Kreisvorsitzender Horst Guckelsberger verabschiedet sich nach 20 Jahren in den Ruhestand, sein Nachfolger ist Stefan Schilling. Die Gruppe will sich demnächst dafür einsetzen, dass das Gilchinger Moos nicht weiter austrocknet

Von Patrizia Steipe, Weßling

Eine gute und eine schlechte Nachricht überbrachte Horst Guckelsberger bei seiner letzten Sitzung als Vorstand des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) den Mitgliedern der Starnberger Kreisgruppe: Applaus erntete er für die Feststellung, dass das Ettenhofener Moos bei Weßling gerettet sei. Von der Kirche wird es sogar noch Grund für das Projekt "Vernässung" geben. Schlecht sieht es dagegen in Gilching aus. Seit Jahren setzt sich der Verband dafür ein, dass das Gilchinger Wildmoos nicht austrocknet. "Bis heute ist nicht erkennbar, dass etwas weitergegangen ist", kritisierte Guckelsberger. In seinem letzten Brief als Vorsitzender werde er Landrat Karl Roth auffordern, das Moos auf die Prioritätenliste zu setzen. Nach 20 Jahren kandidierte der 80-jährige Weßlinger nicht mehr bei der Wahl. Neuer LBV-Kreisvorsitzender ist der bisherige Stellvertreter Stefan Schilling.

Guckelsberger hinterlässt einen prosperierenden Verein mit einem Höchststand von 2680 Mitgliedern und 165 000 Euro in der Kasse - Geld, das auch für den Ankauf weiterer Flächen verwendet werden könnte. Zu seinem Abschied waren hochrangige LBV-Funktionäre in den Pfarrstadl gekommen. Landesvorsitzender Norbert Schäffer erinnerte in seiner Laudatio an die vielfältigen Verdienste Guckelsbergers. Dass es heute Gebietsbetreuer gebe, sei auf seine Initiative zurückzuführen genauso wie die Bemühungen um eine Wiedervernässung des Ampermooses. "Das ist der LBV von seiner besten Seite, durch solche Leute wird Bayern besser", lobte Schäffer.

Geschützte Landschaft: Das Ettenhofener Moos zwischen Weßling und Oberalting bietet wieder Lebensraum für Vögel und Insekten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für den Umweltschutz im LBV setzen sich die Aktiven im ganzen Landkreis ein - nicht allein nur für Vögel, denn der Verband hat sich auch dem Arten- und Biotopschutz verschrieben. Beim Jahresrückblick stellte Geschäftsstellenleiter Franz Wimmer die verschiedenen Projekte vor: Der LBV kümmert sich beispielsweise um die Flussseeschwalbenflosse auf dem Starnberger See und dem Gilchinger Baggersee. Im vergangenen Jahr mussten beide Brutstätten aufwendig saniert werden. In Starnberg mussten die Vogelschützer dafür sogar Kiessäcke per Kanu auf den See transportieren, um die fehlende Kiesauflage für die Brutplattform zu ersetzen. Seit vergangenem Jahr hängen im Gilchinger Friedhof 25 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse. Dieses Projekt soll auf den ganzen Landkreis ausgeweitet werden.

Gartentage in Tutzing, Bibervorträge in Gauting, Biotoppflege in Inning, Vogelbestimmungskurse bei der Starnberger Volkshochschule - im ganzen Landkreis sind LBV-Mitglieder aktiv. Die Gruppe pflegt Biotopflächen, setzt sich aber auch politisch ein, wie beispielsweise beim Protest gegen die Erweiterung der Seefelder Klinik nahe der Eichenallee. Vor kurzem hat der Verband sechs Hektar Fläche im Landkreis Weilheim bekommen, dafür soll ein Pflegekonzept ausgearbeitet werden.

Über den neuen Vorstand der LBV-Kreisgruppe freuen sich (v.li.) Horst Guckelsberger, langjähriger Vorsitzender in Starnberg und der Landesvorsitzende Norbert Schäffer. Das neue Team besteht aus Jugendbeauftragter Claudia Trepte, Schriftführer Jürgen Klenk, Schatzmeisterin Renate Zoller, den Stellvertretern Patrick Fantou und Günther Paschek sowie dem neuen Kreisvorsitzenden Stefan Schilling. (Foto: Patrizia Steipe)

Wissenschaftlichen Ansprüchen genügen die Beobachtungen der "Ornis" (Ornithologen), wie sich die Vogelbeobachter im LBV bezeichnen. Das ganze Jahr über ist die "Arbeitsgemeinschaft Starnberger Ornithologen" (ASO) unterwegs zum Vogelzählen, Kartieren und Ergebnisse in die Internetdatenbank einpflegen. Vor allem in den Wintermonaten rasten bis zu 25 000 Tiere am Starnberger See. Auch in anderen Gebieten des Landkreises zählen die Vogelforscher unermüdlich und installieren Nisthilfen beispielsweise für Mauersegler, Schwalben und den Rauhfußkauz. Besonders erfolgreich war ein Projekt in Leutstetten: Hier wurden 600 Bambusstöckchen für Braunkehlchen in die Wiese gesteckt. Die Vögel benötigen die hohen Stecken, um von dort aus ihre Beute zu fangen. "Früher hatten wir dreistellige Zahlen bei den Kornweihen", erklärte Peter Brützel, Beisitzer im neuen LBV-Vorstand. Bei den letzten Zählung der Schlafplätze konnten indes nur noch wenige Exemplare in den Schilfgebieten gesichtet werden.

Dem neuen Vorsitzenden Stefan Schilling stehen als Stellvertreter Patrick Fantou und Günther Paschek zur Seite. Jürgen Klenk ist neuer Schriftführer. Kassiererin Renate Zoller ist in ihrem Amt bestätigt worden. Claudia Trepte heißt die neue Jugendbeauftragte.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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