Weßling:Partyzone Weßlinger See

Lesezeit: 2 min

Einige Sitzbänke am Weßlinger See werden versetzt oder kommen ganz weg. Damit will die Gemeinde das Partyfeiern einschränken. (Foto: Nila Thiel)

Feierwütige und betrunkene Jugendliche nerven die Anwohner. Diese fordern nun den Einsatz eines Sicherheitsdienstes

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Die Anwohner des Weßlinger Sees sind mit dem Nerven fertig. Praktisch vor ihrer Haustüre wird selbst an Wintertagen Party am Seeufer gefeiert. Im vergangenen Sommer ist die Sache noch weiter eskaliert. Ein Ehepaar, das ein Haus neben dem Schottenhamel-Gasserl bewohnt, schildert die Situation so: "Wir können nicht mehr schlafen. Ständig sitzen da bis in die Nacht hinein trinkende, pöbelnde und schreiende Jugendliche und hören laute Musik." Seit vier Jahren gehe das so, ständig sei die Situation schlimmer geworden. Dem Gemeinderat liegt am kommenden Dienstag nun ein Antrag mit 120 Unterschriften vor, in dem die Seeanrainer die Gemeinde bitten, endlich für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Sie fordern den Einsatz eines Sicherheitsdienstes, so wie in Herrsching im dortigen Kurparkgelände.

Der Umweltausschuss unter der Leitung von Vizebürgermeister Michael Sturm sah sich bei einem Ortstermin am Dienstagabend die Lage noch einmal an. Sturm hofft, dass man schon mit kleinen, gezielten Mitteln den Anwohnern helfen kann, etwa mit der Entfernung der zwei Sitzbänke an der Einmündung des Schottenhamel-Gasserls. Das ist der Lieblingsplatz der Jugendlichen. Dort feiern sie bis in die Nacht, in der Nähe sind eine Pizzeria und ein Supermarkt, wo man sich noch am frühen Abend mit einem Tragerl Bier versorgen kann. Die fetten Bässe der Hip-Hop-Musik halten derweil die Nachbarschaft wach. Zuweilen fliegen auch Bierflaschen in den Garten oder ins Schilf, die Scherben künden am nächsten Morgen davon. Wer sich beschwert, wird angepöbelt. Bei Dunkelheit trauen sich Frauen nicht mehr, den Seeweg zu benutzen und laufen lieber die Hauptstraße entlang. Außerdem wird an die Bäume uriniert und gekifft, wie eine Anwohnerin erzählte. "Wir haben hier ein Sicherheitsproblem." Es klang wie ein Hilferuf.

Am liebsten wäre den Betroffenen, wenn das Seeufer nach dem Vorbild des Münchner Hauptbahnhofes zur alkoholfreien Zone erklärt würde. Die Ausschussmitglieder zeigten volles Verständnis für das Anliegen, selbst Jugendreferent Claus Angerbauer, der über das teilweise aggressive Verhalten der Jugendlichen erschüttert und gleichzeitig ratlos war. "Ich weiß keine Antwort." Einig war man sich darin, dass auch nach dem Café am See die Sitzgelegenheiten reduziert werden und diese an anderer Stelle aufgestellt werden sollen. Denn ganz kann die Gemeinde auf Bänke nicht verzichten, da man auf die Senioren Rücksicht nehmen will. Auf die Polizei hofft kein Anwohner, die sei überlastet, hieß es.

Wie aber können die nächtlichen Exzesse künftig verhindert werden? Sturm fordert in dieser Hinsicht eine sichere Rechtsgrundlage. Eine Seeufer-Verordnung gibt es zwar, aber ihr rechtlicher Spielraum ist schmal. Besser wäre noch der Einsatz eines Wachdienstes. Allein dessen Präsenz, so glauben die Anrainer, könnte den Jugendlichen den Aufenthalt am Seeufer verleiden. "Es muss gleich am Anfang härter durchgegriffen werden", lautete der Wunsch einer Weßlingerin. Wer an Bäume pinkelt, der soll 500 Euro zahlen. Das würden dann auch die Eltern mitbekommen. Möglicherweise ziehe dann ein wenig Vernunft ein.

Wo her die Jugendlichen kommen, ob es Weßlinger sind, darüber war man sich nicht im Klaren. Auf jeden Fall kommen die Bänke weg.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: