Weßling:Galerie mit Garten

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Bürgermeister Michael Muther (l.) sowie die Sammler Brigitte und Erich Rüba präsentieren in der frisch eröffneten Gemeindegalerie 85 Kunstwerke. (Foto: Georgine Treybal)

Das Alte Rathaus Weßling hat ein neues Gesicht

Von Patrizia Steipe, Weßling

In den ehemaligen Ausstellungsräumen des Alten Rathauses ist die "Gemeindegalerie" eingezogen. Vor allem Werke ehemaliger Weßlinger Künstler werden ausgestellt. Sie stammen aus dem Bestand von Ortsarchivar Erich Rüba, der seit mehr als 40 Jahren historische Belege sammelt: "Es ist mein Anliegen, dass sich Weßling seiner Malertradition bewusst bleibt", erläutert der Kurator. 210 Objekte seiner Sammlung hat er dem Archiv geschenkt, 85 davon sind ausgestellt. Es sind Bilder aus den vergangenen 200 Jahren, größtenteils Landschaftsgemälde, die das idyllische Dorf und den See als Motiv haben.

Die erste bekannte Ansicht von Weßling mit See, Pfarrhof und Kirche hat Max Wagenbauer 1806 gemalt. Die Bleistiftzeichnung hätte Rüba zwar gerne für seine Galerie gehabt, sie befindet sich aber im Besitz der Graphischen Sammlung in München. Der Sammler konnte aber andere Bilder aus dem 19. Jahrhundert beisteuern. Wilhelm Trübner und Carl Schuch haben beispielsweise beide die "Schmiede von Weßling" gemalt. Mit der Eröffnung der Bahnlinie im Jahre 1903 bekamen Künstler die Motive quasi vor die Haustüre geliefert. Sogar der berühmte Impressionist Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) war in Weßling. 1910 sollte er Ehefrau und Tochter des Privatgelehrten Friedrich Thurmeyssen malen. Während ihres Aufenthalts wohnte Familie Renoir im Haus des Schullehrers - der heutigen Rathausgalerie. Einen echten Renoir gibt es in Weßling zwar nicht zu bewundern, dafür Kopien von Bildern, die er damals gemalt hat sowie eine Dokumentation seines Aufenthalts.

Mit viel Liebe zum Detail hat Rüba die Räume bestückt. Auf einem Fensterbrett steht etwa ein ganzes Bündel alter Malerpinsel akribisch mit Namensschildern beschriftet. In Vitrinen und Regalen liegen Vasen und andere Exponate, die Taucher aus dem Weßlinger See geholt haben.

An der Hauswand erfährt der Besucher historische Eckdaten über das Gebäude, das 1871 als Schule errichtet worden ist. 1936 zog die Gemeindeverwaltung ein, nach dem Umzug 1988 vermietete man an Gewerbetreibende und an Ildiko Risse. Nach rund 25 Jahren gab die Künstlerin 2015 ihre Galerie auf. Unter mehreren Bewerbern bekam Rüba mit seinem Konzept der Gemeindegalerie den Zuschlag. So konnten Räume und Garten der Öffentlichkeit erhalten bleiben. "Vielleicht hat aber auch Roland von Rebay von oben ein wenig die Fäden gezogen", mutmaßte Rüba. Der verstorbene Kunstfreund und Maler hatte regelmäßig ein Museum gefordert. Die Museumsexponate sollen noch mehr werden: "Die Gemeinde nimmt Zustiftungen von Objekten ehemaliger Weßlinger Künstler entgegen", betonte Rüba.

Nicht mehr wiederzuerkennen ist der Garten hinter dem Haus. Die üppige Vegetation wurde gerodet, nun haben Besucher freie Sicht auf den See. Im Garten sind noch die ehemalige Arrestzelle und die historische Spritze der Feuerwehr zu besichtigen. Die Gemeindegalerie mitsamt Garten soll bald von Hochzeitsgesellschaften genutzt werden. Die Unterschrift unter die Eheurkunde könnten Brautleute dann auf dem original Schreibtisch von Alois Alzheimer setzen - der Nervenarzt war ebenfalls Weßlinger. Die Gemeindegalerie befindet sich in der Hauptstraße 57. Öffnungszeiten im Winter sind freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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