Weßling:Aufstand der Anwohner

Lesezeit: 2 min

Ein Ärgernis für die Anwohner der Weßlinger Hauptstraße: Die neue Verkehrsinseln und Engstellen, die Pendler abhalten sollen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der provisorische Rückbau der Ortsdurchfahrt zerrt an den Nerven vieler Bürger. Diese sind sauer: Seit die künstlichen Verengungen und Verkehrsinseln installiert sind, soll der Verkehrslärm noch schlimmer geworden sein

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Eigentlich sollte für die Anwohner der Hauptstraße in Weßling alles besser werden. Als die neue Umfahrung Ende November eröffnet wurde, rückte zwei Tage später der Bauhof an und montierte in der Weßlinger Ortsdurchfahrt Verkehrsinseln und künstliche Engstellen. Die schnelle und provisorische Möblierung war als Mittel gedacht, um die Hauptstraße für Pendler möglichst unattraktiv zu gestalten. Der Durchgangsverkehr sollte künftig die Umfahrung nehmen. Was passierte, war ein Aufstand der Anwohner der Hauptstraße.

Wie in der letzten Gemeinderatssitzung in diesem Jahr deutlich wurde, sind sie sauer auf das Ergebnis. Es sei lauter geworden, beklagte ein Weßlinger. Ständig höre man Brems- und Anfahrgeräusche, wenn beschleunigt wieder angefahren werde. Ein in der Hauptstraße praktizierender Arzt moniert die neue Verkehrsinsel, die den Verkehr zu nah vor die Parkplätze seiner Praxis leite, sodass seine Patienten beim Ausparken Probleme hätten und es zu gefährlichen Situationen komme. Victor Angerbauer (Freie Wähler) fasste es so zusammen: "Es ist eine Belästigung für die Anwohner und belastet die Umwelt."

Der ehemalige Verkehrsreferent der Gemeinde und CSU-Gemeinderat Roland von Rebay hatte sich das provisorische Rückbaukonzept in Absprache mit dem Gemeinderat ausgedacht - und schnell gehandelt. Er habe sich hineingekniet, verteidigte Bürgermeister Michael Muther in der Sitzung den Rebay'schen Aktionismus. "Wir waren leider alle der Meinung, dass es pressiert", meinte Muther. Ein gewisser "Übereifer" sei dabei gewesen. Es sei nicht ganz so gelaufen, wie man es sich vorgestellt habe. Sein Fazit: Die Sache sei nicht der Weisheit letzter Schluss, zumal sich die Anlieger über den Rückbau kaum informiert fühlten. Zerknirscht stellte Muther fest: "Wir haben nicht genug mit den Anwohnern gesprochen und sie informiert." Erste Gespräche wurden geführt und sollen fortgesetzt werden. Eine Info-Veranstaltung im Pfarrstadel ist dabei auch vorgesehen.

Die rückgebaute Hauptstraße zeitigt aber noch andere Folgen als vom Lärm genervte Anwohner. Die Pendler haben sich neue Schleichwege gesucht, um schneller voranzukommen. So fahren mehr Autos just durch jene Straßen, in denen Schulkinder unterwegs sind. Das sind die Schul- und die Bahnhofstraße. Um dort entsprechende Beschränkungen einzuführen, müsste die Gemeinde aber Beweise vorlegen. Der Verkehr müsste gezählt werden. Dumm nur, dass das Zählgerät kaputt ist und ein neues für etwa 3000 Euro erst im nächsten Jahr bestellt werden kann. Darauf verwies Muther. Rebay machte auch den Vorschlag, den Mischenrieder Weg und die Straße Am Karpfenwinkel mit einer Schranke zu sperren. Sein Antrag wurde jedoch vertagt. Grundsätzlich soll der Arbeitskreis Mobil und Lebenswert weitere Ideen sammeln und diese mit den Verkehrsbehörden diskutieren.

Und natürlich wurde noch einmal über die Einführung eines Tempo 30 in der Hauptstraße diskutiert. Nachdem die Gemeinde Gauting vor Gericht gescheitert ist, müsste Weßling eine Unfallhäufigkeit in der Ortsdurchfahrt nachweisen, damit das Landratsamt aktiv wird. "Es gibt aber keine Zahlen", sagte Muther. Das heißt: keine relevanten Unfälle. Die Weßlinger und mit ihnen die Pendler müssen sich dennoch auf weitere Einschränkungen einstellen. Im nächsten Jahr baut das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seine Einfahrt um. Dazu wird auf der Staatsstraße eine Ampelanlage installiert, die das Abbiegen zum DLR und die Ausfahrt sicherer machen soll. Ein Kreisel, der früher einmal vorgesehen war, sei nicht notwendig, sagte auf Anfrage das Staatliche Bauamt Weilheim. Die Bushaltestelle wird auch noch verlegt. Die Kosten des Umbaus übernimmt das DLR.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: