Walchstadt:Kugelrundes Erbstück

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Viele sehen in Alex Erbs Kugel aus gebogenen und verschweißten Flacheisenstangen die Erde. Er findet, sie könnte auch gut "Zusammenhalt" heißen. (Foto: Georgine Treybal)

Der Schlosser Alex Erb schafft aus Eisen kunstvolle Gebilde. Sein auffälligstes Objekt ist eine riesengroße Skulptur, die er "Zusammenhalt" nennt

Von Christine Setzwein, Walchstadt

Das Teil ist richtig anziehend. Nicht nur, weil es aus Eisen ist und magnetische Eigenschaften hat. Es zieht auch eine Menge Neugieriger an, Nachbarn, Spaziergänger, Touristen. Immerhin hat die Kugel, die vor der Schlosserei Erbstück steht, einen Durchmesser von 1,9 Metern. Es ist das jüngste Stück von Alex Erb, und es zeigt, wo der 33-jährige Walchstadter hin will: vom reinen Handwerk zum Kunsthandwerk.

Es ist tipptopp aufgeräumt in der Werkstatt von Erb - und eisig kalt. Im Aufenthaltsraum liegen Elektrokabel, die noch nicht verlegt sind, aber immerhin gibt es jetzt eine Toilette. Auch eine Heizung soll installiert werden. Aber Erb ist froh, dass er die Räume in dem ehemaligen Bauernhof mieten konnte.

Dass Alex Erb in die Fußstapfen seines Vaters Otto treten würde, war schon früh klar. "Ich war schon als Kind gerne in der Schlosserei." Geboren 1983 in Gräfelfing, kommt Alex Erb mit sieben Jahren nach Wörthsee. Nach dem Schulabschluss in Herrsching beginnt er 1999 in Geisenbrunn eine Ausbildung zum Schlosser. 2003 fängt er in der Schlosserei seines Vaters an. Aber die Arbeit auf Baustellen, wo Stahlträger eingezogen oder Türschlösser eingebaut werden, reicht ihm nicht. Er will mehr. Und so drückt er noch mal die Schulbank und macht 2010 seine Meisterprüfung. Er hat Glück, dass zur gleichen Zeit die Räume nur wenige Meter entfernt von der Schlosserei seines Vaters zu mieten sind und macht sich selbstständig. 2015 gründet er die Marke "Erbstück".

"Die kreative Richtung gefällt mir immer besser", sagt Alex Erb. Er denkt da auch an "verrückte Dinge und alles, was mir Spaß bereitet". Ganz und gar nicht verrückt ist die öffentliche Bücherbox aus der Werkstatt des Walchstadters, die an der Seestraße am Wörthsee steht. Oder die Feuerschalen, die alle verkauft sind. Oder die Sitzbänke aus Stahl und Holz vor einer Werbeagentur in Wörthsee. Oder die außergewöhnlichen Gartentore und Geländer. Auch auf den Briefkasten vor seiner Schlosserei ist er schon oft angesprochen worden. Cortenstahl verwendet der 33-Jährige gerne. Der wetterfeste Stahl mit der Rostschicht macht sich gut als Tor, als Blumenkübel oder als Skulptur. Aber nach wie vor arbeitet Erb auch noch für den Verband Wohnen, für den er Tür- und Fensterschlösser repariert. Vom kreativen Schaffen alleine kann er noch nicht leben. Wenn er nicht in der Werkstatt steht, ist gerne draußen in der Natur.

Und nun also die Kugel. 40 bis 50 Stunden hat er in die Arbeit gesteckt. Sechs Meter lange Flacheisenstangen wurden geschnitten, gebogen und verschweißt. Zuerst musste ein Modell gebaut werden, um das herum dann die eigentliche Kugel geformt wurde. Richtig geplant war das Stück nicht, sagt Erb. "Ich habe einfach angefangen." Einzige Einschränkung: Die Kugel musste weniger als zwei Meter Durchmesser haben, sonst hätte sich nicht mehr durch das Werkstatttor gepasst.

Jetzt ist sie fertig und macht sich gut auf den Gelände. Aber Erb würde sie gerne verkaufen, am liebsten an eine Kommune, die einen schönen Platz für die Skulptur hätte. Einen Großteil des Erlöses möchte er für Kinder spenden. Erbs Freundin arbeitet mit behinderten Kindern, er weiß, wie oft diese benachteiligt sind. Sollte er mit seinem Kugel-Projekt erfolgreich sein, "würde ich das jedes Jahr machen". Viele sehen in der Kugel die Erde, Alex Erb nennt sie "Zusammenhalt". (www.erbstück.de)

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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