Votum:Überraschende Wahl

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Franz Matheis (Unabhängige Wählergemeinschaft) wird Dritter Bürgermeister in Tutzing. Der Traubinger Tierarzt war der einzige Bewerber. Bernd Pfitzner (Grüne) vermied Niederlage im Gemeinderat

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Bis zur Gemeinderatssitzung am Dienstag waren die politischen Fäden im Hintergrund schon fein gesponnen, wer das vakante Amt des Dritten Bürgermeisters in Tutzing übernehmen soll: Als einzigen Vorschlag nannte Rathauschefin Marlene Greinwald vor zahlreich versammelter Zuhörerschaft den Traubinger Tierarzt Franz Matheis von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG). Die Gemeinderäte wählten ihn ohne eingehendere Diskussion mit großer Mehrheit in das Ehrenamt. Von 20 abgegebenen Stimmen erhielt Matheis in der geheimen, schriftlichen Wahl 16. Elisabeth Dörrenberg (CSU) bleibt unverändert Vize-Bürgermeisterin.

Bernd Pfitzner von den Grünen, dem viele im Vorfeld die größten Chancen eingeräumt hatten, trat überraschenderweise gar nicht an. Sichtlich angespannt verfolgte er die Wahl. Er hatte sich am Nachmittag ausgerechnet, dass er keine Mehrheit hinter sich bringen würde. Einer absehbaren Niederlage wollte er sich nicht aussetzen. ÖDP und Teile der Freien Wähler hatten ihm signalisiert, dass sie ihn nicht wählen würden. Besonders die Abkehr der Freien Wähler muss ihn getroffen haben. Hatte er doch nach seinem Ausscheiden im ersten Wahlgang für den Posten des Rathauschefs seine Anhänger dazu aufgerufen, Marlene Greinwald von den Freien Wählern zu unterstützen - die ja auch gewonnen hat. Pfitzner hätte auch andere Optionen gehabt, wie er auf SZ-Nachfrage sagte. CSU-Vorstand Thomas Parstorfer habe angeboten, ihm zum Amt des Dritten Bürgermeisters zu verhelfen, wenn Pfitzner sich in der Stichwahl für den CSU-Kandidaten Florian Schotter ausspräche. Pfitzner will sich trotz der Enttäuschung weiter sachlich für die Gemeinde engagieren, besonders als Referent für Energie und Umwelt sowie in Finanzfragen.

Neu in den Gemeinderat aufgenommen wurde die Ärztin Verena von Jordan-Marstrander. Sie rückt von der Liste der Freien Wähler für Marlene Greinwald nach. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Neuwahl des Dritten Bürgermeisters war in Tutzing nötig geworden, weil Marlene Greinwald (Freie Wähler) von diesem Posten zur Ersten Bürgermeisterin aufgerückt ist. Christine Nimbach (Grüne) schlug am Dienstag zwar vor, doch auf einen Dritten ganz zu verzichten. Das quittierten ihre Ratskollegen allerdings mit Unverständnis. Greinwald verwies nicht nur auf die Geschäftsordnung, die ganz klar einen Dritten Bürgermeister vorschreibe. Sie erinnerte auch ans vergangene Jahr, in dem sie mit Dörrenberg für den ausgefallenen Amtschef Rudolf Krug einspringen mussten: "Mit einem allein wäre das nicht so reibungslos gelaufen."

Franz Matheis, der sich im Gemeinderat eigentlich nie zu Wort meldet, sah auch diesmal keine Veranlassung für eine Rede. Der 53-Jährige sprach lediglich die Vereidigungsformel nach. Der langjährige Gemeinderat und Vorsitzende der Wählergemeinschaft - er sitzt nicht nur nahe bei den CSU-Räten, sondern fühlt sich auch oft inhaltlich verbunden - war schon einmal sechs Jahre Dritter Bürgermeister.

Neu in den Gemeinderat aufgenommen wurde die Ärztin Verena von Jordan-Marstrander. Sie rückt von der Liste der Freien Wähler für Marlene Greinwald nach. Der unmittelbare Nachrücker Michael Groß hatte das Mandat aus beruflichen Gründen abgelehnt. Jordan-Marstrander wurde einstimmig bestätigt.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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