Vor fast genau fünf Jahren hat der Schäftlarner Gemeinderat den Bau einer Umfahrung beschlossen: Die Straße zwischen A95 und B11 soll die Hohenschäftlarner Ortsmitte vor allem vom Schwerlastverkehr und von Staus in den Hauptverkehrszeiten entlasten. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Straße kommen soll, die Gemeinde wollte sie sogar selbst bauen. Fünf Jahre später ist nicht ein Erdkrümel bewegt worden. Dafür füllen die Aktenordner über mögliche Trassen mittlerweile mehrere Regalmeter.
Nun gibt es in der unendlichen Straßengeschichte ein weiteres Kapitel: Eine Internetseite der "Initiative für Verkehrsentlastung Hohenschäftlarns bei Erhalt unserer Landschaft" wirbt unter www.umfahrung-schaeftlarn.de für eine Trasse durch den nördlich von Schäftlarn gelegenen Wald.
Diese Variante favorisiert die Gemeindeunion (GU) schon immer, und die Verantwortlichen des Internetauftritts sind ebenfalls meist GU-Mitglieder. Der Initiative gehören aber auch Landwirte an, die von einer ortsnahen Trasse durch die bewirtschafteten Flächen, die Flur, zum Teil existenziell betroffen wären.
Die Planungen treten unterdessen auf der Stelle, wie Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) auf Nachfrage sagte. Die Umweltverträglichkeitsprüfungen für die drei Trassen, die noch im Verfahren sind, sind zwar fertig gestellt. Sie liegen Ruhdorfer zufolge aber schon seit Monaten bei den Behörden - bei der Unteren Naturschutzbehörde des Münchner Landratsamts, bei der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern und beim Staatlichen Bauamt Freising. Eigentlich, sagt Ruhdorfer, habe man gedacht, noch vor der Sommerpause eine Stellungnahme zu erhalten. Er hoffe auf definitive Aussagen, was geht - und was eben nicht.
Ruhdorfer wartet allerdings auch auf einen Termin mit seiner Starnberger Amtskollegin Eva John (BMS). Der hätte eigentlich auch schon vor der Sommerpause stattfinden sollen, kam aber bislang nicht zustande, wie Ruhdorfer sagt. Die Starnberger Bürgermeisterin sei offenbar zu beschäftigt gewesen. John wurde im Starnberger Stadtrat derweil wiederholt Untätigkeit vorgeworfen - allerdings in anderer Sache: Sie soll diverse Beschlüsse nicht vollzogen haben. Beim Termin mit Ruhdorfer soll es darum gehen, ob die Starnberger bereit sind, zusammen mit Schäftlarn vom Gewerbegebiet Schorn aus eine Verbindung durch den Forstenrieder Park zur Bundesstraße 11 zu bauen, eventuell sogae mit einem Vollanschluss an die Garmischer Autobahn. Momentan ist ein Halbanschluss her genehmigt. Die Antwort ist für das Schäftlarner Vorgehen von Bedeutung. Bis die Stellungnahmen eingegangen sind und das Gespräch stattgefunden hat, hängt die Gemeinde somit in der Luft.
Die anstehenden Gespräche mit Starnberg waren laut Wolfgang Herzog von der Bürgerinitiative der Grund, auf die Homepage aufmerksam zu machen. Die BI wolle über die verschiedenen Möglichkeiten informieren, sagt Herzog. Die Richtigkeit der genannten Argumente und Zahlen ist allerdings bereits schon früher in Zweifel gezogen worden, unter anderem von Christian Lankes, dem Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat.
Der Streit um die Trasse ist ein nicht unwesentlicher Grund, dass die Umfahrung nicht schon fertig ist. Um eine drohende Spaltung des Dorfes abzuwenden, beschloss der Gemeinderat eine moderierte Bürgerbeteiligung, die von Februar 2015 bis Februar 2016 unter großer Beteiligung der Bevölkerung stattfand. Obwohl alle Experten immer wieder darauf hingewiesen haben, dass eine Trasse durch den Bannwald praktisch keine Aussicht auf eine Genehmigung hätte, wollten ihre Befürworter bei der Bürgerbeteiligung davon nicht abrücken.
Ob die BI einen Beschluss des Gemeinderats für eine ortsnahe Trasse hinnehmen würde, kann Herzog noch nicht sagen. "Dann müssen wir uns möglicherweise was überlegen." Auf jeden Fall müssten die neuen Verkehrsströme berücksichtigt werden, die sich ab Ende 2018 auch durch den Bau der Starnberger Westumfahrung ergeben könnten. Und man könne auch nicht nur die Entwicklung bis 2025 einbeziehen. Herzog: "Das ist zu kurz gedacht."