Utting:Mit Ghettoblaster und Biertragl

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Am Tage geht es im Summerpark in Utting ruhig zu. In der Nacht feiern hier Jugendliche lautstark, sodass sich die Gemeinde Maßnahmen gegen den Lärm und den Müll überlegt. (Foto: Nila Thiel)

Auch Utting überlegt, wie man der exzessiven Partys im Summerpark Herr werden könnte

Von Armin Greune, Utting

Herrsching hat im Kurpark Probleme, auch die Weßlinger Uferzonen werden periodisch von Horden hemmungslos feiernder Jugendlicher heimgesucht. Doch Uttings Summerpark ist besonders beliebt: Nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, muss man Ghettoblaster und Biertragerl nicht weit schleppen und kann sich dann direkt am See beschallen und volllaufen lassen. Als "best angebundene Partywiese in Bayern" werde die kommunale Anlage im Internet angepriesen, schreibt ein genervter Anlieger in einem Brief ans Rathaus und schildert darin anschaulich die Begegnungen am 2. Juni mit Bierleichen, Kifferrunden und Wildbieslern an seinem Gartenzaun.

Dass in den ersten Junitagen wieder einmal Ausnahmezustand im Summerpark herrschte, hatten auch viele Uttinger Gemeinderäte bemerkt, wie sich bei der Debatte über den Erlass einer Parksatzung in der Sitzung am Donnerstag zeigte. Die Abiturfeiern von Gymnasiasten aus Dießen und Landsberg liefen wohl ziemlich aus dem Ruder, wie auch Bürgermeister Josef Lutzenberger (GAL) bestätigen musste. Zwar bemühten sich die zwei von der Gemeinde beauftragten Security-Männer um Mäßigung. Doch als handgreifliche Auseinandersetzungen drohten, zogen sie sich weisungsgemäß zurück und forderten polizeiliche Unterstützung an. Die aber konnte die Dießener Dienststelle nicht leisten: Nur zwei Beamte standen nachts für das ganze Ammerseewestufer zur Verfügung. Am Donnerstag war das noch anders: Da rückten 20 Mann der Bereitschaftspolizei aus Fürstenfeldbruck an und lösten die ungenehmigte Veranstaltung auf, wie Grünanlagenreferent Christian Strohmeier (GAL) berichtete. Doch die folgenden Tage vor Pfingsten war man dem Treiben wehrlos ausgeliefert.

Angesichts der "schockierenden" Ereignisse forderte Karl Sauter (CSU) , "wir müssen Recht und Ordnung dort durchsetzen". Aber wie? Lutzenberger hatte sich beim Herrschinger Kollegen Christian Schiller informiert: Im Kurpark wurde ein nächtliches Alkoholverbot verhängt, seitdem sei dort Besserung eingetreten. Während Claudia Sauter (CSU) fand, "man sollte darüber zumindest nachdenken", wollte Peter Noll (GAL), "erst mal das durchsetzen, was ohnehin schon gilt". Schließlich ist der Summerpark Teil des Landschaftsschutzgebiets und dessen Verordnung verbiete etwa elektrisch verstärkte Musik. Verstöße müssten vom Landratsamt mit Bußgeldern geahndet werden, sagte Noll.

"Eine gewisse Toleranz sollte schon da sein", mahnte Renate Standfest (GAL) und warnte vor einem "Handtuchverbot". Die mangelnde Einsatzbereitschaft der Polizei wertete sie als "Armutszeugnis", doch Lutzenberger warb angesichts der gravierenden Personalnot um Verständnis. Auf Vorschlag von Karl Sauter einigte man sich schließlich auf ein schrittweises Vorgehen. Beim Landratsamt will man sich erkunden, ob und wie Bußgelder verhängt werden können. Und plakativere Schilder als bisher sollen auf die Regeln hinweisen, die im Landschaftsschutzgebiet gelten. Wenn dann alle Stricke reißen, bliebe immer noch das Alkoholverbot - sofern es durchgesetzt werden kann.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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