Utting:Gegen den Wind

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Die Darsteller der Seebühne sind bei der Premiere von "Plutos" gefordert, das Wetter zu übertönen

Von Ute Pröttel, Utting

Dramatisch wallt sich das Gewand der Penia, Göttin der Armut, als sie von der Säulenbasis herab die moralischen Vorzüge der Armut thematisiert. Doch davon wollen Chremylos und seine Nachbarn nichts wissen. Chremylos, armer Athener Bürger, hat Plutos, den Gott des Reichtums, aufgenommen und träumt von einer gerechten Verteilung des Reichtums. Allein Plutos ist blind und kann nicht sehen, wie ungerecht er seine Güter verteilt. Chremylos will Plutos durch Asclepios von seiner Blindheit heilen. Schnell spricht sich die Kunde vom göttlichen Gast herum, schon tauchen Bekannte und Nachbarn bei Chremylos auf, in der Hoffnung seine und die Gunst Plutos zu gewinnen. Ihre Freude über das bevorstehende Ende des Darbens feiern sie mit einem fröhlichen Tanz. Einzig Penia erhebt warnend ihre Stimme: Wie viel mühseliger wird Chremylos Dasein, wenn er selber pflügen und sähen muss. Reichtum für alle bringe Laster und Frevel mit sich.

Auf der Uttinger Seebühne wird diesen Sommer ein griechisches Stück gegeben: "Plutos - der Reichtum", eine Komödie von Aristophanes. Das Laienensemble der Uttinger Seebühne verstärken Werner Högel in der Rolle des Chremylos, Ruben Hagspiel als Karion, der Diener des Chremylos und Lisa Bales in der Rolle der Penia.

Mit Plutos, gespielt von Gerhard Deininger, und Penia wagt sich Regisseur Florian Münzer an zwei Figuren, die es vor dem Hintergrund der politischen Diskussion um Griechenland nicht an Aktualität mangeln lassen. Die Wahl des Stücks sei jedoch in keiner Weise politisch motiviert gewesen, sagt Florian Münzer. Vielmehr reizten ihn die allegorischen Figuren des Aristophanes'. Münzer steckt sie in antike Gewänder, während Chremylos und die Seinen bayrische Tracht tragen. Mit Bier, Bratwurst und Blasmusi konterkariert dann auch bayerische Lebensfreude die philosophische Schwere des Geschehens. Als Plutos nun geheilt den Reichtum gleichmäßig verteilt, geschieht, wovor Penia so eindringlich gewarnt hat: Die Gespielin respektiert den Macho nicht mehr, der Advokat und Volksfreund will den Gott zur Rede stellen, ob ihm denn klar sei, dass er die Wirtschaft ruiniere. Selbst Hermes, der im Bötchen über den wogenden See dahereilt, beklagt, dass den Göttern nicht mehr geopfert werde, da es nun ja allen gut gehe.

Was Münzer nicht beeinflussen kann, sind die Gewitterwolken, die sich am Premierenabend im Süden türmen. Böen fegen über die Seebühne, die in diesem Jahr nicht aufs Wasser hinaus, sondern am Ufer aufgebaut wurde. Sechs Sitzreihen steigen stufenweise im Halbrund über der Bühne an. Das Bühnenhaus des antiken griechischen Theaters ist auf ein Portal mit zwei dorischen Säulen beschränkt. Der Blick des Zuschauers wandert über die Segelschiffe hinüber zum gegenüberliegenden Ufer: Kloster Andechs krönt die Kulisse. Das Wetter hält, aber die Schauspieler sind ohne Mikro und Verstärker gefordert. Wo sich die Laien schwer tun, werden sie von den Profis aufgefangen. Die Uttinger Blasmusik und die Klarinettistin Jeanette Höfer spielen gegen den Wind an. Nur Plutos ist mit der Lage unzufrieden: "Oh Zeus, lass mich wieder blind sein, ich kann es nicht mehr sehen."

Vorstellungen bis 8. August, täglich 20 Uhr außer montags, Utting Summerpark

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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