Als Kommentar unter einer Skizze mit zwei kämpfenden Rittern steht: "Wer kämpft, hat schon verloren, wer nicht kämpft, kann nicht verlieren." Die hintersinnigen Karikaturen von Mario Milchbrandtweinstätter regen zum Nachdenken an, sie sind ironisch, manchmal auch sarkastisch. Der bislang unter dem Namen Miene Gruber bekannte Künstler hat viele Talente. Nachdem er den Job als erfolgreicher Musiker bei den ehemaligen Schweissern aufgegeben hat, wurde er Wirt in Schondorf und Herrsching, wo er in der "Bayrischen Brandung" auch das "Generalkonsul des Ammerseewestufers" betreibt. Auch der Künstler in ihm ist kein einfacher Maler, sondern ein "Einlinienzeichner".
Eine dieser Figuren, die Homer Simpson ähnelt, diente als Vorlage für die Drahtplastik, die Gruber in seinem romantisch verwilderten Garten aufgehängt hat. Die Plastik wiegt sich leicht im Wind und soll den Betrachter zur Demotivation anregen - schließlich ist Milchbrandtweinstätter auch anerkannter "Demotivationstrainer". Bei ihm soll der ausgebrannte Betrachter herunterkommen von der Übermotivation, die von den "Schergen der Wirtschaft", den Motivationstrainern, verursacht worden ist. Im Rahmen der Uttinger Ateliertage präsentiert Milchbrandtweinstätter nicht nur seine Werke: Er inszeniert sich selbst zum Gesamtkunstwerk, mit viel Selbstironie und einem sympathischen Augenzwinkern.
Es verirren sich nicht viele Besucher in das ein wenig abgelegene Haus auf der Uttinger Ludwigshöhe. Aber das hat Milchbrandtweinstätter mit den meisten seiner 13 anderen Künstlerkollegen gemeinsam, die am vergangenen Wochenende ihre Ateliers öffneten. Um so mehr Zeit nehmen sie sich für die Fragen der Besucher und informieren im persönlichen Gespräch über Inspiration, Herangehensweise, Material, Arbeitstechnik und Stil der Arbeiten.
Einen ersten Eindruck über die Vielfalt kann man sich in der Galerie Unartig verschaffen, wo eine Auswahl der Werke aller beteiligten Künstler gezeigt wird. Im Atelier nebenan präsentiert die Inhaberin Barbara Manns ihre eigenen Bilder, Collagen und Linolschnitte. Manns setzt sich vorwiegend mit Frauenrollen und Genderthemen auseinander, während ihr Ehemann Claudio über ein äußerst breites Motivspektrum verfügt. Seine Werke, die er im Wohnhaus in Holzhausen zeigt, sind oft humorvoll, meist quadratisch, bunt und fast immer ohne Titel. Der Künstler, der erst wieder malt, seitdem er im Ruhestand ist, will sich nicht festlegen. Ob abstrakte Malerei, Stillleben, skizzierte Menschen oder Vögel: Claudio steht vor der leeren Leinwand und dann fließt es aus ihm heraus. Zudem verfasst und bebildert er Kinderbücher.
Sein Nachbar Wenzel Ziersch beschäftigt sich intensiv mit Bewegungsformen, um Wörter in Bilder umzusetzen. Aus dem Gebet "Vater unser" beispielsweise wird so ein buntes, heiteres Gemälde. Außergewöhnliche Kunstwerke schafft auch Peter Dietz: Sein Videoclip "Rudern" soll eine Metapher sein für die Lebenszeit, der Clip ist geprägt von langen Pausen bei schwarzem Bildschirm.
Das soll die Aufmerksamkeit auf die Musik lenken, die er mit seiner speziellen Software am Computer komponiert. Von seinen Holzskulpturen fertigt er hingegen nur eine pro Jahr an. Das Olivenholz holt er selbst aus Italien. Außergewöhnlich sind auch die großflächigen Bilder, an denen er täglich arbeitet: Morgens beginnt er mit einer Zeichnung, die er später mit weißen Farbschichten übermalt. Immer wieder beginnt er von Neuem, am Ende entsteht ein "Tableau" mit Hunderten Farbschichten. Am kommenden Wochenende sind die Uttinger Ateliers noch einmal geöffnet: Am 2. und 3. Juli, jeweils von 14 bis 20 Uhr.