Das Kulturforum Utting will einen Beitrag gegen Vandalismus im Summerpark leisten. Eine "kreative Charme-Offensive" soll mehr Menschen an den See locken. Dazu hat der Verein die Graffiti-Künstler Loomit sowie Nils Jänsch aus Weimar gewonnen. Die beiden werden am ersten Juliwochenende vier große Tafeln gestalten, die in der Nähe des Dampfersteges aufgestellt werden.
Mathias Köhler, alias Loomit, ist ein international renommierter und mehrfach ausgezeichneter Streetart-Künstler, dessen Karriere in Buchloe begann, wo er einen Wasserturm bemalte. 1985 besprühte er zusammen mit anderen einen kompletten S-Bahnzug in Geltendorf. Seit seinem ersten Gerichtsverfahren verwendet er das Pseudonym Loomit. Er lebt und arbeitet in München, wo er 2002 mit dem Schwabinger Kunstpreis ausgezeichnet wurde. Jänisch ist spezialisiert auf Fotorealismus und bezeichnet sich als Fassadengestalter und Graffitikünstler. Bei der Landesgartenschau in Landau 2015 gestaltete er zusammen mit dem Sprayer Marten Dalimot eine Pferdekopfpumpe.
In Utting werden sie die vier Tafeln ab Samstag, 2. Juli, von 11 Uhr an auf beiden Seiten gestalten. Jede dieser Flächen ist vier Meter breit und zwei Meter hoch. Am Sonntag, 3. Juli, 15 Uhr, werden die acht Kunstwerke im Rahmen einer kleinen Feier der Öffentlichkeit übergeben und bleiben bis Mitte September stehen. Die Besucher können am Samstag beobachten, wie die Kunstwerke entstehen und sich in den folgenden Wochen und Monaten an den außergewöhnliche Perspektiven erfreuen. Der Summerpark soll sich auf diese Weise zu einem großen Freiluftatelier entwickeln. Die Motive werden einen Bezug zum "Ort des Geschehens und zum Geschehen am Ort" haben, verrieten die Veranstalter auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Aktion kostet bis zu 8000 Euro. Einen Teil finanziert die Kommune, der Rest soll aus Spenden und durch Sponsoren beglichen werden. Dabei hat die Aktion neben der künstlerischen eine klare pädagogische Motivation, wie Angelika Hoegerl und Bettina Senger, zwei der Kuratoren, erklärten.
Der Summerpark hat sich zu einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt, eine Art Ballermann am Ammersee. Nicht zur Freude der Anwohner und Bürger von Utting. Sie klagen über Lärm und Glasscherben in der Wiese, die nach den nächtlichen wilden Partys mühsam aufgeklaubt werden müssen. Auch Mülltonnen seien schon angezündet worden. Die Besucher seien nur zum Teil aus Utting, viele kämen von auswärts, sagte Florian Münzer, der Vorsitzende des Kulturforums Utting. Bei den anstehenden Abiturfeiern erwartet er einen ziemlichen Andrang und Alkoholkonsum.
Am frühen Abend kämen die jungen Leute, oft mit großen Musikanlagen in ihren Autos und kistenweise Bier. Spreche man sie direkt an und bitte um Ruhe, fielen die Antworten zunehmend aggressiver aus, je fortgeschrittener der Abend und Bierkonsum. "Es wurden auch schon Leute bedroht", berichtet Münzinger. Angesichts der großen Masse, die sich dort ansammelte, fühlten sich viele Einheimisch unwohl.
Als Leiter und Regisseur der Seebühne Utting ist Münzer besonders betroffen. Die lautstarken Feten beeinträchtigen die Theateraufführungen. Der Gemeinderat hat deshalb Schwarze Sheriffs angeheuert, die nach Angaben von Senger seit April dort patrouillieren. "Wir wollen mit der Kunstaktion wieder andere Leute anlocken und ein anderes Umfeld im Summerpark schaffen", erklärte Münzer. Vielleicht aber sei das zu idealistisch gedacht. Er sieht das Phänomen des Vandalismus in den Seeanlagen als gesellschaftliches Problem. Es gebe immer weniger Freiräume, in den Wirtschaften dürfe nicht mehr geraucht werden, viele Kneipen schließen früh und Jugendzentren gebe es kaum noch am Westufer.