Unterbrunn:Kleiner Bach, hohe Wellen

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Der Unterbrunner wird vom Reßbach gespeist. Dort hat sich offenbar auch ein Biber eingenistet, der allerdings nun abgetaucht ist. (Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinde Gauting will den Reßbach hochwassersicher machen. Doch vor allem die Landwirte haben Bedenken

Von Michael Berzl, Unterbrunn

Der Reßbach ist zwar an einigen Stellen kaum mehr als ein Rinnsal, doch vermag sein Wasser im übertragenen Sinn hohe Wellen zu schlagen. Pläne der Gemeinde, das Bachbett auszubaggern und zu verbreitern, um den Schutz vor Hochwasser zu verbessern, stoßen bei vielen Unterbrunnern auf Kritik. Das wurde in der Bürgerversammlung am Montag deutlich. Vor allem Bauern befürchten Einschränkungen für ihre Arbeit. "Das kann es nicht sein, dass wir draußen in der Flur dann Nachteile haben", sagte beispielsweise Bernhard Högner. Und er ist nicht der einzige, der den Bachausbau ablehnt.

Durch Auflagen des Wasserwirtschaftsamtes sei die Gemeinde dazu gezwungen, erläuterte die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger vor fast 60 Zuhörern, darunter etliche Gemeinderäte und Mitarbeiter der Rathausverwaltung. Auch der kleine Reßbach müsse für ein Hochwasser gewappnet sein, wie es im statistischen Mittel nur alle hundert Jahre vorkommt. "Sonst kriegen wir in Unterbrunn kein Baurecht mehr", erklärte Beatrice Bruhns vom Bauamt der Gemeinde.

Geplant ist, den Bach, der bei Oberbrunn entspringt, Unterbrunn durchquert und auf Kraillinger Gebiet im Kreuzlinger Forst verschwindet, in mehreren Etappen auszubauen. Zum Auftakt wird ein 150 Meter langes Stück im Norden von Unterbrunn ausgebaggert, damit mindestens um das Doppelte verbreitert und dann mit Kies und Lehm befestigt. Am Ufer werden Bäume neu gepflanzt und an manchen Stellen Wurzelstöcke und Weidenfaschinen eingegraben. Die Gemeinde rechnet mit Ausgaben von 65 000 Euro.

Überflüssige Ausgaben in den Augen vieler Unterbrunner. "Da muss man doch nicht so einen Zirkus machen und so viel Geld ausgeben", findet Hermann Michl, einer, dessen Wort etwas gilt im Dorf. Früher sei der Bach einmal im Jahr gründlich ausgeräumt worden; das habe völlig ausgereicht. "Die vom Wasserwirtschaftsamt sollen doch einmal herkommen und sich das anschauen. Auch wenn einer Architekt ist, dann hat er noch lang nicht mehr Hirn als die anderen", schimpfte er.

Dieses Thema hat vor 15 Jahren schon einmal einige Aufregung in Unterbrunn ausgelöst. Damals habe es "massiven Widerstand" gegeben, berichtete Högner. Er befürchtet, dass "durch die Hintertür" die damaligen Planungen nun doch noch verwirklicht werden sollen. Die brächten ganz deutliche wirtschaftliche Nachteile mit sich. Wenn am Bach, der meist an Feldern entlang verläuft, Abstandsflächen von fünf Metern vorgeschrieben würden, "dann gehen leicht 20 Hektar in die Extensivierung". Das bedeutet, dass die Felder nicht mehr so wie bisher bewirtschaftet werden dürften. Högner forderte daher, die Landwirtschaft in die Planungen einzubeziehen. Bürgermeisterin Kössinger versprach: "Es wird in jedem Abschnitt mit den betroffenen Leuten gesprochen".

Währenddessen hat ein Biber begonnen, die Umgebung des Unterbrunner Weihers nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Dort ist er allerdings nicht willkommen; deswegen wurde eine Falle aufgestellt, um das Tier zu fangen. Mittlerweile wurde der Biber aber schon länger nicht mehr gesichtet, hieß es bei der Bürgerversammlung.

Die nächsten Bürgerversammlungen sind a m kommenden Montag , 16. Oktober, im Gasthof Haller in Buchendorf, am Montag, 23. Oktober, in der Stockdorfer Grundschule und am Montag, 20. November, in der Aula der Grundschule an der Ammerseestraße in Gauting. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Nach dem Rechenschaftsbericht von Bürgermeisterin Brigittte Kössinger besteht Gelegenheit zur Diskussion.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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