Umwelt:Platz für die Wechselkröte

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Teile des ehemaligen Pionierübungsplatzes zwischen Krailling und Germering dienen als Ausgleichsfläche für den Autobahnausbau bei Unterschleißheim. Naturnaher Wald und Magerrasen sollen angelegt werden

Von Andreas Ostermeier, Krailling/Germering/Gräfelfing

Teile des ehemaligen Pionierübungsplatzes zwischen Krailling und Germering werden als Ausgleichsflächen für den Ausbau der Autobahn A 92 von München nach Deggendorf beansprucht. Die Flächen südlich der Lindauer Autobahn liegen auf Kraillinger, Gilchinger und Germeringer Gemeindegebiet. Sie befinden sich im Besitz des Bundes und können deshalb als Ausgleichsflächen herangezogen werden, wenn der Staat eine neue Autobahn baut oder eine bestehende erweitert.

Die Ausgleichsflächen auf dem Gelände des ehemaligen Pionierplatzes sind nötig, weil die A 92 zwischen dem Dreieck Feldmoching und dem Kreuz Neufahrn auf einer Länge von zwölf Kilometern von vier auf sechs Fahrstreifen verbreitert wird. Dazu werden die beiden Anschlussstellen Ober- und Unterschleißheim zu großen Verkehrsknoten ausgebaut. Die Fahrbahnen, die bisher in jede Richtung elf Meter breit sind, werden auf 14,5 Meter erweitert. In der Summe werden 31 Hektar Landschaft versiegelt. Der Löwenanteil der ökologisch notwendigen Ausgleichsmaßnahmen wird über das staatliche Ökokonto abgewickelt. Konkret heißt das, dass entlang von Ober- und Unterschleißheim sowie Eching insgesamt 31 000 Quadratmeter zubetoniert werden und bei Krailling Flächen naturschutzfachlich aufgewertet werden.

Das Gelände, auf dem Bundeswehrsoldaten früher den Bau von Brücken übten, erstreckt sich von der Pentenrieder Straße bis zur Lindauer Autobahn, es grenzt an das Kraillinger Gewerbegebiet und einen umzäunten Bereich, in dem sich ein riesiges Tanklager befindet. Die Ausgleichsflächen liegen im nördlichen Teil.

Nach den Worten von Olaf Weller von der Autobahndirektion Südbayern sollen Ausgleichsflächen eigentlich möglichst nahe der Baustelle liegen und einen vergleichbaren Naturraum aufweisen. Ist das in der Umgebung der Baustelle nicht möglich, kann wie im vorliegenden Fall auch eine etwas entfernter liegende Fläche herangezogen werden. Festgelegt wird die Fläche in einem Planfeststellungsverfahren. Das Ausgleichsverfahren ist damit Teil des Plans und ebenso zu beachten wie sämtliche anderen Vorschriften und Regelungen.

Damit ein Gelände als Ausgleichsfläche taugt, muss es der Fläche ähnlich sein, die durch den Bau verschwindet. Alternativ kann eine Fläche auch durch ein Naturpflegeprogramm aufgewertet werden. Für das Areal auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne sehen die Naturschutzbehörden daher unter anderem die Schaffung eines naturnahen Waldes vor. So sollen die Fichten dort Neuanpflanzungen weichen. Insgesamt aber müssen die Waldflächen erhalten bleiben, weil es sich um Bannwald handelt. Rodungen sind also nicht vorgesehen. Mithilfe von Totholz oder alten Bäumen sollen Lebensbereiche und Brutmöglichkeiten für bestimmte Tierarten geschaffen werden. Südlich der sogenannten Schreinergrube sollen Magerrasenflächen entstehen und gepflegt werden.

Auch die Wechselkröte fühlt sich dort wohl. (Foto: LBV/oh)

Zudem will man die Lebensbedingungen für Amphibien verbessern. Die Germeringer SPD-Stadträtin Cathrin Rausch hofft, dass dort zum Beispiel Laichgewässer für die Wechselkröte entstehen. Diese Kröte profitierte früher von den Bodenverdichtungen durch schwere Fahrzeuge und Panzer. Auf dem verdichteten Boden entstanden nur wenige Zentimeter tiefe Pfützen, ideal für das Laichgeschäft der Wechselkröten.

Zu den Ausgleichsflächen auf Kraillinger Flur gehört ein kleines Areal, das für einen Gebietstausch vorgesehen ist. Germering will Gebäude der alten Kaserne, die momentan noch zur Gemeinde Krailling gehören, für einen Freizeitpark nutzen und deshalb auf eigener Flur haben, um leichter planen zu können. Die Planungen für diesen Freizeitpark sind von den Ausgleichsmaßnahmen der Autobahndirektion nicht betroffen.

Die Unterlagen zu Autobahnausbau und Ausgleichsflächen liegen noch bis Montag, 19. März, im Germeringer Rathaus aus.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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