Tutzing:Wundersame Auferstehung

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Wahlkampfauftakt in Tutzing mit (von links) Daniel Föst, Christian Lindner, Britta Hundesrügge, Hellmut Kirchner und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. (Foto: Nila Thiel)

Stehender Applaus für den FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner im Tutzinger Festzelt

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Liberalen wollen wieder groß mitmischen in der Politik. "Schauen wir nicht länger zu" ließ der FDP Kreisverband Starnberg passenderweise auf seine Plakate drucken, mit denen er zum Wahlkampfauftakt mit dem FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner nach Tutzing lud. Das kam an in der traditionell FDP-starken Region rund um den Starnberger See. Etwa 1000 Zuhörer dürften es am Montag im Festzelt gewesen sein, die den Liberalenchef mit Erfolgsnimbus aus Nordrhein-Westfalen erleben wollten.

Die altersmäßig gut gemischten Gäste musten sich gedulden - nicht nur beim Service. Kreisvorsitzende Britta Hundesrügge bat Lindner auf die Bühne, ließ ihn in einem Wohnzimmer artigen Setting mit schicken Sesseln und Topfpflanzen Platz nehmen. "Locker" sollte das wirken, so Hundesrügge vorab. Im Bierzelt neben der Blaskapelle wirkte es skurril. Sicher hätte sich der Spitzenpolitiker wohler unten am Biertisch gefühlt. Dort tafelten die früheren Bayern-Minister Martin Zeil und Wolfgang Heubisch und die immer jünger wirkende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im schwarz-goldenen Dirndl.

So nippte der 38-Jährige nur vorsichtig an einer alkoholfreien Mass, während nacheinander Tutzings FDP-Vorsitzender Hellmut Kirchner, Bundestagskandidatin Hundesrügge und der bayerische Spitzenkandidat Daniel Föst die k.o. Schläge der Liberalen und deren wundersame Auferstehung unter dem jüngsten Parteivorsitzenden ihrer Geschichte schilderten. 45 Minuten und noch zwei Musikstücke und ein "Prosit der Gemütlichkeit" später eroberte Lindner das Festzelt. "Wenn ich das so sehe, glaubt man gar nicht, dass die FDP eine kleine Partei ist", kokettierte er mit Blick auf die Menge. Das motiviere "uns und mich" 83 Tage vor der Wahl. Ziel: Wiedereinzug in den Bundestag. Souverän, nur mit einem Blick auf einen winzigen Spickzettel in seiner Hosentasche, umriss er in einer knappen Stunde die Themen: Gerechtigkeit - "Aber Fleiß, Risiko, Talent müssen einen Unterschied machen, sonst ist das DDR"; Bildung mit Schwerpunkt Digitalisierung und einem Fach Wirtschaft an den Schulen gegen "ökonomischen Analphabetismus"; statt Militärausgaben zu steigern, plädierte Lindner, Hauptmann der Reserve, für einheitliche Verteidigungsstrukturen in der EU.

Es soll weniger staatliche Regulierung geben, das Aus des Soli-Zuschlags 2019 wie versprochen, "statt Symbolgesetzgebung im Sicherheitsbereich" die Durchsetzung vorhandener Gesetze und ein Einwanderungsrecht. Alles fußend auf einem positiven, optimistischen Menschenbild. Stehender Applaus und die Hymne "Hurra, wir leben noch".

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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