Tutzing:Virtuelle Parkplätze: "Ein Schmarrn bei dem Gästeansturm."

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Der Tutzinger Bauausschuss will die nötigen Parkplätze für das gemeindeeigene Midgardhaus nicht auf öffentlichem Grund ausweisen.

Armin Greune

Mit einer kuriosen Entscheidung zum Nachweis von Parkplätzen hat der Bauausschuss des Tutzinger Gemeinderats seinen eigenen Beschluss ad absurdum geführt. Im Februar noch hatte das Gremium mit 7:4 Stimmen die - längst realisierte - Erweiterung des Biergartens am Midgardhaus genehmigt. Doch nachdem die Untere Naturschutzbehörde Einwände wegen der Parkplatzsituation äußerte und einen Freiflächenplan forderte, musste sich der Ausschuss am Dienstagabend erneut mit dem Thema befassen. Nach längerer Debatte wurde zwar dem Freiflächenplan noch mit 6:4-Stimmen zugestimmt, die daraus resultierende, virtuelle Verlagerung von Parkplätzen auf öffentlichen Grund aber bei Stimmengleichheit abgelehnt. Bei dieser Beschlusslage muss das Landratsamt den Bauantrag der Pächter von "Härings Wirtschaft" zurückweisen. Nachdem die Parkplatzsituation im Rahmen der Freiflächengestaltung vor dem Midgardhaus neu geordnet werden soll, fehlen dort 15 der 42 nachzuweisende Abstellflächen. "Ich sehe darin ein geringfügiges Problem", meinte Vize-Bürgermeister Peter Stich (CSU) noch zu Beginn der Debatte: Schließlich ist die Gemeinde Tutzing als Eigentümer von Lokal und Biergarten in der bequemen Lage, die vor Ort nicht vorhandenen Parkplätze ersatzweise auf öffentlichem Straßengrund auszuweisen. Doch Stich täuschte sich. Gernot Abendt (SPD) und Gabriele Förster (parteifrei) führten an, dass vom Pächter des Nordbads gefordert worden war, die dort fehlenden Stellplätze auf eigene Kosten anzumieten: "Diese Ungleichbehandlung stört mich wahnsinnig", meinte Abendt. Christine Nimbach (Grüne) war grundsätzlich gegen die Erweiterung des Biergartens. Und Ernst Lindl (CSU) fand, selbst die 42 vorgeschlagenen Parkplätze seien für einen auf 460 Sitzplätze erweiterten Biergarten zu wenig. Er hielt es für "abwegig, das eigenwillige Verhalten des Pächters nachträglich zu sanktionieren". Wolfgang Marchner (BfT) hingegen sah eine "gewisse gesellschaftliche Verpflichtung, den Biergarten zu erhalten", und Thomas Parstorfer (CSU) hielt die ganze Diskussion über virtuelle Parkplätze angesichts des realen Gästeansturms auf das Lokal für "Schmarrn." Das Landratsamt hatte gefordert, einen Teil der Parkplätze aus Gründen des Landschafts- und Denkmalschutzes zu streichen: Das Rondell vor dem Midgardhaus soll ganz abgesperrt werden, senkrecht angeordnete Stellflächen am Bach sollen zu Längsparkplätzen umgewandelt werden, um die dort stehenden Bäume vor Wurzelschäden zu schützen. Weiter sollen im Rahmen der Freiflächenplanung eine Thujenhecke durch Laubgehölze ersetzt und ein Container abgebaut werden. Den zudem verlangten Baumbestandsplan konnte Landschaftsarchitekt Christoph Goslich bereits dem Bauausschuss vorlegen: Demnach sollten von 68 erfassten Bäumen sechs gefällt werden: zwei Eschen, eine Fichte und ein Ahorn, weil sie Nachbarn einengen, sowie ein Ahorn mit unterspülten Wurzeln am See. Beim sechsten Baum muss aus Sicherheitsgründen sofort eingegriffen werden: Wie Forstmann Stich bei der Ortsbesichtigung diagnostizierte, ist eine der fünf torbildenden Buchen vor dem Rondell vom Brandkrustenpilz befallen.

Im Midgardhaus in Tutzing befindet sich eine beliebte Gaststätte. Foto: Georgine Treybal (Foto: STA)
© SZ vom 24.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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