Tutzing:Überragender Sieg für Krug

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Der Bürgermeisterkandidat von ÖDP und Freien Wählern erreicht fast die 70-Prozent-Marke. Das ist eine böse Schlappe für die CSU.

Von Gerhard Summer

Rudolf Krug feiert seinen Sieg. Er wird der erste Bürgermeister der ÖDP in Oberbayern. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Die Sensation ist perfekt: Der neue Bürgermeister von Tutzing heißt Rudolf Krug. Er ist der dritte ÖDP-Rathauschef überhaupt in Bayern und der erste in Oberbayern. Der 57-jährige Diplom-Informatiker räumte gestern 67,91 Prozent der Stimmen ab, "ein überwältigendes und in dieser Höhe unerwartetes Ergebnis", wie er selbst sagte. Die CSU-Kandidatin Stefanie von Winning machte gegen ihnen keinen Stich. Sie kam auf 32,09 Prozent. Die 52-jährige Gymnasiallehrerin zeigte sich am Sonntagabend als gute Verliererin: Sie gratuliere Krug herzlich und wünsche ihm viel Erfolg und "das Quäntchen Fortune, das ein Bürgermeister braucht". Die Wahlbeteiligung lag mit 54,26 Prozent deutlich niedriger als noch vor zwei Wochen (62,48 Prozent).

Dass es gar nicht gut aussah für Winning, zeichnete sich früh ab. Schon um 18.10 Uhr flimmerten die ersten beiden Ergebnisse über die zwei Leinwände im Rathaus-Sitzungssaal, wo sich nach und nach etwa 40 Wahlbeobachter einfanden, darunter auch Altbürgermeister Peter Lederer und die Ex-Landratsabgeordnete Ursula Männle. In Diemendorf holte Krug 67,62 Prozent, in Traubing klare 59,64 Prozent. Damit war die CSU-Hochburg gefallen und die Sache eigentlich schon gelaufen. Krugs beste Resultate: 78,31 und 76,25 Prozent in den Volksschul-Wahlbezirken 2 und 3. Winning kam einzig in Traubing knapp über die 40-Prozent-Marke. Insgesamt schnitt sie noch ein klein wenig schlechter ab als ihre CSU bei der Gemeinderatswahl (32,62 Prozent). Im Vergleich zum ersten Wahldurchgang am 16. März gewann sie nur gut zwei Prozent dazu. Die Wanner-Wähler schwenkten mithin mehrheitlich auf Krug um, den von den Grünen und den Bürgern für Tutzing unterstützten Kandidaten von ÖDP und Freien Wählern. Klar ist nun auch: Die CSU stellt zwar nach wie vor die größte Gemeinderatsfraktion, ist aber rein zahlenmäßig gleichauf mit dem Bündnis von ÖDP und FW.

Krug war mit großem Vorsprung in die Stichwahl gegangen. Vor zwei Wochen hatte er auf Anhieb 46,15 Prozent der Stimmen geholt - eine Riesenüberraschung, weil er bis dahin als Außenseiter und der bis dato amtierende Rathauschef Stephan Wanner (parteifrei) als Favorit gehandelt worden war. Winning erhielt damals 29,73 Prozent. Das erste Wahlziel sei damit erreicht, gab sie seinerzeit zu Protokoll. Klar war aber auch: Dieses Ergebnis bedeutete eine Abfuhr für sie und die CSU, die bis 2008 jahrzehntelang siegesverwöhnt war.

Die Gründe für Krugs ungewöhnlichen Erfolg: Der Unternehmer vermittelte bei den Wahlkampfdebatten das Gefühl, dass es ihm ein wirkliches Anliegen ist, die Tutzinger Probleme zu lösen. Er trumpfte mit Sachkenntnis auf, weniger mit glänzender Rhetorik. Und nach sechs Jahren Wanner war aus Sicht der Tutzinger womöglich die Zeit reif für einen Mann, der fast schon ein Gegenentwurf zum bisherigen Bürgermeister ist: keine weltmännischen Reden, dafür bodenständig ehrliches Auftreten.

Dass Winning eine gescheite, praktisch denkende und mit viel Witz gesegnete Kandidatin ist, war in den Diskussionen vor der Wahl oft nur zu erahnen. Sie blieb ein wenig blass und steif, versprach nicht zu viel, konnte aber auch nicht mit Krugs Detailkenntnissen mithalten, weil sie die letzten sechs Jahre nicht mehr im Gemeinderat vertreten war. CSU-Ortschef Thomas Parstorfer machte am Sonntag klar, dass seine Partei sich nun nicht auf Blockadehaltung versteifen werde. "Gestern war Wahlkampf, heute Wahl, morgen stellen wir uns hinter den Bürgermeister und arbeiten konstruktiv mit zum Wohle Tutzings", sagte er. Was fast schon wie ein vorbereitetes Statement klang.

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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