Tutzing:Strom vom Dach

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Tutzings Rathaus wird mit Fotovoltaikanlage autark

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Diese Aussichten sind durchweg sonnig: Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Tutzinger Rathauses lässt sich mit hoher Wirtschaftlichkeit betreiben, macht die Verwaltung unabhängig von externen Stromlieferanten und ihren eventuellen Preissprüngen, spart Kohlendioxid und gibt auch Privatleuten ein gutes Beispiel. Zu diesem Schluss kam der Tutzinger Haupt-, Finanz- und Werksausschuss, nachdem Gerd Mulert von der Energiegenossenschaft Fünfseenland entsprechende Untersuchungsergebnisse vorgestellt hatte. Weil die Genossenschaft ehrenamtlich arbeite, habe das etwas gedauert, erklärte der Vorsitzende der Genossenschaft. Angestoßen hatte der Tutzinger Gemeinderat vor drei Jahren, eigene Gebäude in der Seegemeinde auf ihre Tauglichkeit für Fotovoltaik zu überprüfen.

Als "sehr sinnvoll" bezeichnete Mulert Solarstrom vom Rathausdach. Rentabel sei die Anlage wegen des hohen Stromverbrauchs in der Verwaltung. 78 Prozent des Sonnenstroms könnten selbst genutzt werden. "Ein sehr hoher Eigennutzungsgrad", so Mulert. Bei Privatleuten gehe man schon bei 30 Prozent von der Machbarkeit aus. Die Energiegenossenschaft soll die Module auf der Südseite des Rathausdaches installieren und warten. Die Gemeinde betreibt die Anlage offiziell, zahlt damit nur eine geringe Umlage für den Eigenstrom, mietet die Anlage aber für 20 Jahre. Dann ginge sie auf Wunsch kostenlos in deren Besitz über. Erwartet wird ein jährlicher Stromertrag von knapp 25 000 Kilowattstunden. Ein Fünftel davon könnte an das Bayernwerk verkauft werden. Dieser Ertrag samt den gesparten Stromkosten von insgesamt etwa 4600 Euro jährlich hebt sich zwar fast auf mit dem Aufwand. Aber ganz im Sinne der vom Landkreis angepeilten Energiewende, in der sich Kommunen als Vorreiter sehen müssten, wurde die Rathausanlage beschlossen. Noch in diesem Sommer soll der Sonnenstrom fließen.

Zurückgestellt wurde die Entscheidung, auch den gemeindeeigenen Buttlerhof in Traubing mit Solarstrom zu versorgen. Die Rentabilität wird deutlich geringer eingestuft - wegen der Ost-West-Ausrichtung des Daches und der schwankenden Stromabnahme der Gastwirtschaft. Die vertraglichen Verflechtungen mit dem Pächter wären zudem kompliziert - etwa auch, wenn das benachbarte Feuerwehrhaus miteinbezogen würde, wie der Traubinger Gemeinderat Peter Stich (CSU) vorschlug. Zwei Anlagen hat die Energiewende Fünfseenland schon in modellhafter Kooperation mit der Gemeinde Tutzing realisiert: Seit Juli 2014 wird auf den Dächern der Traubinger Schule und des Tutzinger Gymnasiums Solarstrom gewonnen. "Das war wegweisend für den ganzen Landkreis", sagte Mulert.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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