Tutzinger Festwoche:Sommergipfel in Gelb und Magenta

Lesezeit: 2 min

FDP-Prominenz im Tutzinger Festzelt v. links: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Jimmy Schulz, Britta Hundesrügge und Festredner Wolfgang Kubicki. (Foto: Franz X. Fuchs)

Politischer Abend im Tutzinger Festzelt - die FDP gibt sich mit Wolfgang Kubicki kämpferisch

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Der politische Sonntagabend auf dem Tutzinger Volksfest -diesmal gehörte er den Liberalen. Mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden Wolfgang Kubicki holte der FDP-Kreisverband Starnberg eine schillernde Figur aus Schleswig-Holstein in seine Hochburg. Aber würde er genug Leute ins Festzelt ziehen? Kurz vor 19 Uhr, ein paar Polizisten beäugen die Eingänge. Ex-Wirtschaftsminister Martin Zeil kommentiert gut gelaunt die drückende Sommerhitze: "Sonst haben wir immer das Grundrauschen von Leuten hinten, die am Volksfest feiern wollen. Die bleiben heute weg." Drinnen sind gerade mal die vorderen Biertischreihen im 800-Mann-Zelt gelb dekoriert. Die Bänke füllen sich immerhin ganz stattlich mit etwa 250 Zuhörern, die meisten Mitglieder der Ortsverbände rund um den See. "Der reinste Seniorenabend heute", raunen sich zwei Ältere zu, die wie Statler und Waldorf von der Muppetshow das Geschehen von einer luftigen Bank im Freien aus kommentieren.

Das ist nicht fair. Denn die Kreis-FDP hat sich mächtig ins Zeug gelegt, alles jung, frisch und nach energischem Aufbruch aussehen zu lassen. Die Julis (Junge Liberale) tragen stolz ihre neuen pink farbenen, pardon Magenta-roten Shirts, am liebsten lässig zu Lederhosen. Auf den Tischen propagieren Karten "Yes we can-nabis" freien Haschischkonsum. Und auf der Bühne gibt die junge Band HNKNN Gebläse aus Höhenrain den Takt vor: "Zehn Meter geh, mei is des schee". Ja, wenn es denn nur endlich wieder vorangeht, mit der FDP, rein in die Parlamente in Bayern, im Bund, einfach überall. So der Tenor aller, die ans Mikrofon treten und von der FDP-Kreisvorsitzenden Britta Hundesrügge begrüßt werden.

Bezirksvorsitzender Jimmy Schulz, als Mr. Cyber bekannt, propagiert als ein genuin lilberales Feld den Kampf gegen die Vorratsdatenspeicherung. Der bayerische FDP-Landesvorsitzende Albert Duin will endlich der allseits bekannten "German Angst" den neuen "German Mut" der Unternehmer entgegen setzen. So leidenschaftlich und stimmgewaltig wie keiner an diesem Abend kommentiert die Lokal-Matadorin und Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger aktuelle Themen. Neue Führung der AfD: "Heute zeigt sie ihr wahres Gesicht. NSA: "Man unterwirft sich dem Diktat Obamas".

Über das Abendgeläut der nahen Kirche St. Joseph hebt dann Wolfgang Kubicki an. Der 63-jährige Politiker, der gern in Talkshows auftritt, kommt mit FDP-blauer Sommerhose, weißem Poloshirt und mit einer Menge provozierender Äußerungen. Er wettert gegen die griechischen Politiker - "Griechenland müssen alle die Stirn bieten, die ein freies Europa wollen" -, gegen die staatliche Regelungswut von Mindestlohn und Mietpreisbremse.

Der Volkswirt und Jurist outet sich als "Renitenzler". Er rauche nicht, "aber wenn's verboten wird, fange ich an". Schon in der Schule müsse man Kinder dazu erziehen, aus ihrem Leben das Beste zu machen, als freie Menschen in einem Land. "Wer Noten und Leistung in der Schule abschaffen will, der wird später keine Leute haben, die die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft stemmen", so sein Credo. Und nur die garantiere Wohlstand. Das kommt an im Publikum. Zwischen Hendl und Maßkrug wird wohlwollend applaudiert. Für heftigere Stimmungsausbrüche ist es wohl einfach zu heiß.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: