Grundschule wird umgebaut:Sanierung zum Sonderpreis

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Eine moderne Schule sollen die Tutzinger Grund- und Mittelschüler bekommen. Das Bild zeigt sie bei einer Spendenaktion für ein Kinderheim. (Foto: Georgine Treybal)

Die Tutzinger Grundschule wird für rund 4,6 Millionen Euro umgebaut, gedämmt und mit neuen Toiletten ausgestattet. Trotz Bedenken will der Gemeinderat den Bau aus den Siebzigerjahren modernisieren.

Von Gerhard Summer, Tutzing

Wer in der Grund- und Mittelschule Tutzing ein dringendes Bedürfnis verspürt, hat ein Problem: Die meisten Toiletten sind angeblich in einem jämmerlichen Zustand, einige dürfen gar nicht mehr benutzt werden, und die Ausdünstungen, die dem unerschrockenen Schüler entgegenschlagen, scheinen auch nicht ohne zu sein. "Schade, dass es keine Geruchsbilder gibt", meinte jedenfalls Bürgermeister Rudolf Krug im Gemeinderat, als Hubert Hallhuber von der örtlichen Baufirma Leitner einige wenige Fotos vom alten Flachdach und den WCs der Schule zeigte.

Zehn Jahre hatten die Tutzinger die grundlegende Sanierung des Baus aus dem Jahr 1975 immer wieder verschoben, weil kein Geld dafür da war. Nun soll es endlich losgehen - und trotzdem setzte am Dienstag im Gremium Murren ein: Die Grünen halten das ganze Projekt für Unfug und schlagen einen Neubau vor, der eine "städtebauliche Sünde" im Ortszentrum wieder gutmachen würde. Ernst Lindl von der CSU fand, die neue Aufteilung der Innenräume habe seine Logik, aber von außen betrachtet biete Leitner eine "Verschlimmbesserung". Lindl: "Schön ist was anderes." Und mehrere Gemeinderäte fühlten sich überfordert, weil sie den Entwurf des Baubüros am Dienstag zum ersten Mal sahen und gleich eine Entscheidung treffen sollten, um den Start der auf sechs Jahre angesetzten Sanierung im Sommer zu ermöglichen. Das Überraschende: Bisher gab es zu dem 4,6-Millionen-Projekt weder einen Architektenwettbewerb noch eine Ausschreibung. Bürgermeister Krug erklärte auf Anfrage: An Leitner sei nur die Planung vergeben worden, jedes einzelne Gewerk, also beispielsweise Arbeiten an Heizung, Elektrik oder Dachstuhl, werde dann ausgeschrieben. Das Ziel: eine preiswerte Lösung, wie sie Leitner bereits beim katholischen Kindergarten St. Josef geboten hatte.

Hallhuber zufolge ist das verwinkelte Schulhaus in Fertigteilbauweise von der Grundsubstanz her "hervorragend", nur müssten alte Schwachstellen wie die ohnehin nicht genutzten Terrassen beseitigt werden. Seine Pläne sehen optimierte Grundrisse, Wärmedämmung, eine computergesteuerte Lüftung und den Einbau eines Aufzugs vor, ferner moderne Toiletten, Pultdächer und eine neue Heizung, die zumindest das alte Lehrerhaus nebenan mitversorgen könnte. Denn dessen Heizkessel gehörten "ins Deutsche Museum". Was Wände und Decken im ersten Stock betrifft, will das Bauunternehmen mit besonderer Sorgfalt vorgehen, denn die alten Dämmmatten könnten Bestandteile enthalten, "die nichts mehr in einer Schule zu suchen haben", so Hallhuber. Durch den Umbau entstünden drei neue Klassenzimmer und eine neue Schulbücherei, dazu ein Werkraum mit Lager und ein Gemeinde-Depot für Wahlurnen. Im Erdgeschoss verfügte die Schule dann über ein Café und eine flexibel abzutrennende Aula. Hallhubers Resümee: Aus einem alten Betonklotz werde ein "ansehnliches Gebäude".

Er erntete damit viel Zustimmung, etwa von Toni Aigner (FW), der 1975 als junger Lehrer in dem Bau unterrichtet hatte, aber eben auch Kritik. Bernd Pfitzner formulierte es besonders drastisch: "Wunderbar, Sie verkaufen uns einen hässlichen Siebzigerjahre-Bau als Märchenschloss". Weil aber nach Ansicht der meisten Gemeinderäte die inneren Werte zählen, ein Neubau nicht zu finanzieren wäre und einen nochmaligen Aufschub um sechs Jahre bedeuten würde, entschied sich das Gremium bei drei Gegenstimmen für die Sparvariante. Außerdem soll der Architekt Florian Burgstaller bei der Planung mitwirken.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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