Tutzing:Mit Hang zum Unterhaltsamen

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Das Gitarrenduo Peter (links) und Zoltán Katona bei seinem Auftritt im Tutzinger Schloss. (Foto: Fuchs)

Die "Katona Twins" überzeugen mit virtuoser Gitarrentechnik

Von Reinhard Palmer, Tutzing

Katona Twins: Das sind Zoltán und Peter Katona aus Budapest. Seit fast 30 Jahren spielen die Zwillingsbrüder im Duo zusammen und blicken auf eine beachtliche Ensemblekarriere zurück. Im Schloss-Konzert der Musikfreunde Tutzing bekam das Publikum eine Kostprobe jener Homogenität, die bei Zwillingen so besonders ist. Auch wenn sie aus Gründen der Saalakustik nicht bis in die letzten Reihen ihre Klarheit wahren konnte, überzeugte sie insbesondere in der Klangbildung, zumal beide Brüder ein baugleiches Instrument des Gitarrenbauers John H. Dick spielen.

Die Katona Twins haben ihre eigene Stilistik, die sich nicht gerade streng an tradierten Spielweisen orientiert. Schon alleine, dass sich die beiden Musiker ihre Instrumente umhingen und immer wieder auch stehend wie Rockmusiker musizierten, ist in der E-Musik ein ungewöhnliches Bild. Gerade wenn es sich um orchestrale Werke handelte, wie die Ouvertüre Mozarts zu "La Clemenza di Tito" oder die Übertragung de Fallas "El amor brujo", ging es den Katona-Brüdern in erster Linie darum, möglichst nah an den Wirkungen des Originals zu bleiben - mit welchen Mitteln auch immer. Reine Klassik-Gitarre ohne Schummern, Schlagen und Tremulieren kamen Stücke aus, die von Klavierstücken übertragen wurden. So demonstrierte das Duo in der Melismen reichen Chaconne G-Dur HWB 435 von Händel - Thema mit 21 Variationen - gleich zu Beginn virtuose Präzision bei barocker Üppigkeit der Strukturen und Klangbilder. Ähnlich auch bei Bach in dessen Französischer Suite Nr. 5 BWV 816 mit straffen Tempi und hoher rhythmischer Exaktheit der Tänze. Sauber ausgespielt begeisterte Scarlattis c-Moll-Sonate von graziler Diktion. In der anschließenden "Scarlatti's Metamorphosis", wurde der Unterschied in den Zugriffen dank der direkten Gegenüberstellung besonders deutlich. Bisweilen klangen hierbei schon Rockelemente an und die unkonventionellen Spieltechniken brachten ein reichhaltiges Geschehen hinein. Damit einher ging allerdings auch eine gewisse inhaltliche Verflachung, auch wenn sich das Publikum euphorisch zeigte. Der Spanier Albéniz komponierte die bekanntesten Stücke der Gitarrenliteratur eigentlich für Klavier. So die zwei Zyklen "Iberia" und "Suite Española", aus denen eine kleine Auswahl erklang: in klangschöner Melancholie "Evocación", in wirrer Hektik "El Puerto". In "Asturias" konnten sich die Brüder ebenso wenig mit einer überflüssigen Ausschmückung zurückhalten.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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