Tutzing:Hochzeit mit 10 000 Gästen

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Tutzing feiert in diesem Sommer wieder das Schauspiel der Heirat der Fischerskinder. Doch diesmal wird einiges anders werden: Es gibt Taschenkontrollen und keine Kutschen mehr für die Prominenz.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Wer schon einmal eine Hochzeit vorbereitet hat, der weiß, das ist der pure Stress: Polterabend, Kleid, Friseurtermin, Kirche, Deko. Umso gewaltiger ist der Aufwand, wenn man 10 000 Gäste erwartet. In Tutzing hält daher die Fischerhochzeit, die heuer am ersten Juliwochenende wieder mit großem Aufwand gefeiert wird, die Verantwortlichen schon jetzt in Atem. Das Großereignis ist Frauensache: Die stellvertretenden Bürgermeisterinnen Elisabeth Dörrenberg und Marlene Greinwald sowie Kulturreferentin Brigitte Grande halten die Fäden in der Hand. Einiges wird diesmal anders laufen als bei der letzten Fischerhochzeit 2011: Verstärktes Sicherheitskonzept samt Taschenkontrollen, keine Kutschen für prominente Ehrengäste, sondern eine Tribüne auf der Hauptstraße und gemeinsame Hochzeitsfeier mit Besuchern im Festzelt. Plätze kann man schon jetzt im Rathaus reservieren lassen.

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(Foto: Georgine Treybal)

In einem aufwendig geschmückten Kahn kommt die Braut - hier Katharina Greinwald 2011 - über den Starnberger See zur Hochzeitszeremonie.

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(Foto: N/A)

Noble Gesellschaft: Gräfliche Darsteller in Biedermeier-Kostümen 1935 im Tutzinger Schloss.

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(Foto: Nila Thiel)

Aktive der Fischerhochzeit 2017 freuen sich.

Denn die Fischerhochzeit soll kein Kommerz-Spektakel sein, sondern in erster Linie ein Fest von Tutzingern für Tutzinger. Im Zentrum steht das Historienspiel, das an das Schicksal eines einheimischen Paares zur Zeit Napoleons um 1812 anknüpft: den Bauernsohn Michael Gröber, der aus dem Russlandfeldzug heimkehrt und endlich Veronika Bierbichler, die Tochter eines Fischmeisters der anderen Seeseite, heiraten kann. Dass es eine Ehre ist, für das Stück eine Rolle angeboten zu bekommen, machten Mitwirkende aus dem Kreis der knapp 30 Darsteller bei ihrer Vorstellung am Montag im Rathaus deutlich.

Neben dem Brautpaar Theresa Feldhütter und Benedikt Greif, das alten Fischerfamilien entstammt, tritt Gastronom Fritz Häring als Wirt auf, Akademiedirektor Udo Hahn als Hofmarksrichter und Rathausmitarbeiter Christian Wolfert als Altknecht. "Hochzeitslader" Christian von Jordan wird schon Tage vor dem Fest hoch zu Ross in der Seegemeinde zum Fest bitten. Als "Naderin", also Schneiderin kümmert sich Veronika Bove um den Kuchlwagen, auf dem die Braut mit ihrer "Ehrenmutter" Brigitte Sturm fahren wird. Verwandtschaftliche Bande spielen eine Rolle. So mimt Wolfgang Fentzloff im Stück den Brautvater, in echt ist er dessen Onkel. Auch g'schlamperte Verhältnisse werden offenkundig, etwa bei den "Gräflichen": Als Gspusi des Grafen Christoph von Mitschke-Collande agiert Verena von Jordan-Mastrander. Das Einstudieren des Textes von Josefranz Drummer übernimmt zum ersten Mal der Feldafinger Schauspieler Michi Fleddermann, die Moderation der Hotelier Wilfried Hauer. "Das Stück soll wirklich eine traditionelle Bauernhochzeit widerspiegeln", betont Elisabeth Dörrenberg. So trägt die Braut eine selbst gemachte filigrane Hochzeitskrone, die Gäste zahlen Mahlgeld und im Festzug wird ein Ochsengespann mitgeführt. "Ah, wir müssen noch loses Heu für den Wagen organisieren", fällt Greinwald dabei ein. Viele Vereine haben zugesagt, mitzuwirken. Die Tutzinger Gilde mit ihren aufwendigen Trachten ist dabei eine tragende Säule. Der Verschönerungsverein etwa wird sich um Girlanden, Blumenbögen, Kutschen und Kähne kümmern, die geschmückt werden sollen. Dörrenberg appelliert an Gartenbesitzer, ihre Buchsbäume wachsen zu lassen, um Zweige beizusteuern. Mitmachen können Tutzinger noch als Soldaten und im Festzug. Anmeldung bei Lisa Gollwitzer im Rathaus, Telefon 08158/250241. Kostüme kann man aus einem Fundus oder einem Münchner Verleih beziehen. Friseursalons erklären sich bereit, ab Frühmorgens die passenden Frisuren zu zaubern. Anlieger der Hauptstraße werden gebeten, ihre Häuser und Läden schön herauszuputzen. Der Förderverein Fischerhochzeit mit Lieselotte Garke und Peter Lederer wirbt um neue Mitglieder. Denn so eine Hochzeit im großen Stil hat ihren Preis. Etwa 50 000 Euro sollen nicht am Gemeindesäckel hängen bleiben.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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