Tutzing:Gemüsekiste aus dem Oberland

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Grünkohl, Kartoffel und mehr - Sebastian Girmann fährt die Kisten der Genossenschaft Biotop Oberland aus. (Foto: Treybal)

Genossenschaft sucht Mitglieder, die Lebensmittel aus gemeinschaftlich getragener Landwirtschaft beziehen wollen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Jeden Freitagvormittag liefert die Genossenschaft Biotop Oberland sorgsam gepackte Kisten mit frischem Bio-Gemüse im Tutzinger Klosterhof ab. 25 Tutzinger Haushalte, darunter auch die Klosterküche, freuen sich jede Woche auf saisonale Produkte samt Rezepten. Zwischen Lenggries und Krailling gehören sogar schon 120 Haushalte zu den Mitgliedern der Genossenschaft. Jetzt will Biotop Oberland noch mehr Mitglieder gewinnen, die ihre Lebensmittel aus gemeinschaftlich getragener Landwirtschaft beziehen. Im Winter sind mehrere Informationsveranstaltung für Interessierte geplant. Die erste macht die Genossenschaft am Dienstag, 22. November, in Tutzing.

Das Modell funktioniert so: Als Mitglied erwirbt man einen Anteil an der Genossenschaft für 150 Euro. Dazu kommt ein Monatsbetrag für den wöchentlichen "Ernteanteil": für eine kleine Kiste 47 Euro, eine mittlere 68 Euro. Als Familienanteil gilt eine kleine und mittlere Kiste zusammen.

Zu Jahresbeginn 2016 legte Biotop Oberland als Genossenschaft los. Ihr Standort ist das Hofgut Letten in Bad Heilbrunn (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). In Lenggries und Bad Tölz sind auch die meisten Mitglieder zu Haus. Aber auch im Landkreis Starnberg stößt das Modell auf große Resonanz. So haben sich neben Tutzingern rund 20 Kraillinger der Genossenschaft angeschlossen. Laut Vorstand Sebastian Girmann wurde in Letten ein Hektar Land gepachtet, ein weiterer halber Hektar in Waakirchen. 55 Kulturen gedeihen dort, bis jetzt ausschließlich Gemüse. Später sollen Obst und Honig dazukommen. Was in die Kisten kommt, hängt von Jahreszeit und Ertrag ab. "Mal ist es mehr, mal weniger. Aber es war ein sehr gutes Jahr", blickt er zurück. Diese Woche packten Katerina Hykova und die anderen Helfer Grünkohl, Paprika, gelbe Bete, Kartoffeln Feldsalat, Radiccio, Karotten und Butternut Kürbis zusammen. Das Gemüse werde komplett in Bio-Anbau gezogen, so Girmann. Es werde zwar gewaschen, aber man verzichte komplett auf Verpackung. Das Kistensystem für den Transport sei auf jahrelange Verwendung ausgelegt.

Der zuvor angestellte 31-jährige Gemüseanbauer kümmert sich mit einem Team von fünf Leuten um den Anbau. Überwiegend noch ehrenamtlich, denn derzeit können nur 40 Prozent der Arbeitsstunden bezahlt werden. Ein selbstständiger Projektmanager, der als Quereinsteiger mitmacht, hat daher seinen Hauptjob noch nicht aufgegeben. "Wir wollen und müssen wachsen, um wirtschaftlich tragfähig zu sein", so die Überzeugung des Vorstands, der von Girmann und Nick Fischer getragen wird. Zwei bis drei Jahre habe man für den Aufbau kalkuliert. Das nächste Ziel sei es, eigene Flächen zu erwerben und zu bewirtschaften. Damit soll die Unsicherheit mit gepachteten Flächen reduziert werden. Als wichtig gilt auch der direkte Bezug von Mitgliedern zu "ihrer" Ernte. So hatten im Oktober 25 Kinder Spaß bei den "Mitgärtnertagen". Als Vorbild für Biotop Oberland nennt Girmann das Kartoffelkombinat in München. Diese Genossenschaft habe in vier Jahren über 1000 Mitglieder gewonnen und gerade den Kauf einer eigenen Gärtnerei beschlossen.

Info-Veranstaltung der Genossenschaft Biotop Oberland am Dienstag, 22. November, im Tutzinger Hof (Kegelbahn), Hauptstraße 32, um 19.30 Uhr.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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